Hoffnung nicht aufgegeben

Die BesetzerInnen im Barmer Viertel kämpfen weiterhin für den Erhalt der Häuser. Sie setzen dabei auf die Unterstützung der AnwohnerInnen. Die Stadt hat allerdings bereits mit einem Abriss begonnen. Von Gregor Leyser

In der Auseinandersetzung um die Zukunft des Barmer Viertels beginnt die heiße Phase. Ende April hat die Stadt Köln mit dem Abriss der Gebäude begonnen, an deren Stelle der neue Südeingang der Messe entstehen soll. Sie gehören jedoch nicht zu dem ehemals denkmalgeschützten Barmer Block, für dessen Erhalt weiterhin gekämpft wird. Dort hatten zirka neunzig Personen Anfang März leerstehende Wohnungen bezogen. Die vom Abriss betroffenen Gebäude waren bereits im Vorfeld im Rahmen eines Kompromissvorschlags nicht besetzt worden.

Von den im Stadtrat vertretenen Parteien bekennt sich lediglich die Linkspartei uneingeschränkt zu den Zielen der BesetzerInnen. Auch Jusos und Grüne Jugend unterhalten noch die von ihnen eingerichteten Büroräume im Barmer Block. Auf einer Ratsversammlung Anfang April wurden die Anträge über einen Abrissstopp und eine Zwischennutzung abgelehnt. Als Grund hierfür sieht Sabine von der Sozialistischen Selbsthilfe Köln das Haushaltssicherungskonzept: »Bebaut hätte das Gelände für die Stadt praktisch keinen Wert.« Nach einem Abriss sei es als Bauland mit ungefähr zwanzig Millionen Euro verbuchbar. Die Ergebnisse eines Planungsworkshops der Stadt zum Barmer Viertel werden voraussichtlich am 12. Mai vorgestellt.

Ob diese Ergebnisse umgesetzt werden können, ist angesichts der Lage vor Ort fraglich. Nicht der komplette Barmer Block ist im Besitz der Stadt. Das mittlere Gebäude der Häuserzeile an der Deutz-Mülheimer-Straße befindet sich in Privatbesitz und ist immer noch von den ursprünglichen MieterInnen bewohnt. Die Kneipe im Erdgeschoss hat einen Pachtvertrag bis 2008. Ob es auf Seiten der BesetzerInnen im Falle einer Räumung bei passivem Widerstand bleibt, ist schwer vorherzusehen. Einige der AktivistInnen erklären, die Besetzung nicht freiwillig beenden zu wollen.

»Unter den Anwohnern in Deutz ist die Unterstützung für die BesetzerInnen nach wie vor groß«, sagt Sabine. Dies zeige sich beispielsweise bei den wöchentlichen Informationsveranstaltungen im Bürgerzentrum Deutz. Auch die zwischenzeitlich aufgetretenen Probleme mit Junkies, die im Barmer Block randalierten und Personen angriffen, wurden gelöst. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Haustüren verbarrikadiert und die Fensteröffnungen im Erdgeschoss vermauert. Zur Betreuung der obdachlosen Jugendlichen, die ebenfalls Wohnungen bezogen haben, stehen die BesetzerInnen in Kontakt mit dem Jugendamt. Auch eine Sozialarbeiterin war bereits vor Ort.

»Wir hoffen nach wie vor, einen Träger zu finden, der die bestehenden Wohnungen erhält«, sagt Sabine. Das Kölner Studentenwerk hat nach anfänglichem Interesse bereits abgewunken, da keine Planungssicherheit gegeben sei. Als neuer Investor ist die bereits im Kölner Hafen aktive Deutsche Immobilien AG im Gespräch. Im neuen Bebauungsplan der Stadt war auch Wohnraum vorgesehen. Dieser dürfte sich allerdings qualitativ und somit auch preislich vom derzeitigen Stand deutlich unterscheiden. Hilfe von der Landesregierung haben die BesetzerInnen eher nicht zu erwarten. Auf Anfrage wurde ihnen geantwortet, man wolle den Handlungsspielraum der Kommunen auch in diesem Fall nicht eingrenzen.