Den linken Oberschenkel der leicht bekleideten Blondine ziert ein schwarzer Fleck. Bis Ende April war dort die Flagge von Saudi-Arabien abgebildet, die nun übermalt ist. Die Blondine ist ein 24 Meter großes Plakat, und hängt an der Fassade des Pascha, Kölns größtem Bordell. Von dort heißt sie passend zur Fußball-WM die »Welt zu Gast bei Freundinnen« willkommen. Auf dem Plakat sind die Flaggen der 32 teilnehmenden Länder abgebildet. Außer der saudischen ist auch die iranische Flagge geschwärzt, weil das Plakat angeblich den Propheten Mohammed beleidigen würde.
Bereits am Tag, als die Flaggen angebracht wurden, habe es erste telefonische Drohungen von muslimischer Seite gegeben, sagte Armin Lobscheid, Geschäftsführer des Pascha, dem Kölner Stadt-Anzeiger. Ein Muslim habe sich beschwert, dass die Verwendung der Flaggen vor diesem Hintergrund die Ehre Mohammeds verletze. Daraufhin wurden zunächst zusätzlich am Haus aufgehängte Fahnen entfernt. Damit verstummten die Proteste aber nicht, da die Fahnen immer noch auf dem Plakat zu sehen waren. Am 21. April marschierten schließlich mehrere vermummte Männer mit Messern und Schlagstöcken vor dem Pascha auf. Lobscheid bezeichnete die Situation als brisant: »Einige der Leute verglichen unsere Werbung mit den dänischen Mohammed-Karikaturen.«
Stein des Anstoßes ist, dass auf beiden Flaggen religiöse Bezüge zu finden sind. Die iranische Flagge beinhaltet neben einem Symbol für Allah auch den Schriftzug Allahu Akbar, zu Deutsch: Allah ist groß. Auf der Nationalfahne Saudi-Arabiens steht die Schahada, das Glaubensbekenntnis: »Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Gesandter.« Deswegen müssen gläubige Saudis die Flagge mit äußerstem Respekt behandeln und dürfen sie auch nicht auf Halbmast setzen.
Dass auf den Flaggen religiöse Bekenntnisse abgebildet seien, habe man nicht gewusst und man habe auch niemanden beleidigen wollen, so Lobscheid. Deshalb seien aus Respekt die Flaggen geschwärzt worden. Dennoch überlegt die Geschäftsleitung des Pascha, Strafanzeige wegen Nötigung zu stellen, und hat Polizei und Verfassungsschutz eingeschaltet.