Magisch begabte Parasiten im Dienst der Polizei und bizarre chirurgische Veränderungen als Strafe für Verbrechen: Die Eigenarten der Fantasywelt Bas-Lag sind so originell wie unheimlich. Im dritten und politischsten Teil der Trilogie steht wieder der Stadtstaat New Crobuzon im Mittelpunkt. Neben Kaktusleuten, Käferfrauen und allerlei Übersinnlichem beschreibt China Mieville die Geschichte einer Widerstandsbewegung.
Diese ist zum Zeitpunkt der eigentlichen Handlung bereits zu einer diffusen Legende geworden. Der Eiserne Rat, eine kommunistische Nomadengesellschaft, entstand vor Jahren aus einem bestreikten Eisenbahnprojekt. Als ewig rollender Zug ziehen die Aufständischen seit der Meuterei unentdeckt durch Bas-Lag. Die Geschichte ihrer Entstehung ermutigt zuhause in New Crobuzon auch weiterhin zahlreiche regierungskritische AktivistInnen. Dort fordert der Krieg mit dem Nachbarstaat Tesh immer mehr Opfer. Die Unzufriedenheit der BewohnerInnen äußert sich in Untergrundzeitungen, Aufständen und Anschlägen. Als sich die politische Situation der Metropole verschlimmert und dem diktatorischen Stadtstaat der Bürgerkrieg droht, werden Truppen der Miliz ausgesandt, um den Eisernen Rat zu zerschlagen. Geführt von Judah Low, der an dem Eisenbahnstreik beteiligt war, macht sich eine kleine Gruppe RevolutionärInnen auf den Weg, den Rat zu warnen.
Der Prager Legende des Golemschöpfers Rabbi Judah Löw nachempfunden, verfügt Judah Low über ungewöhnliche Kräfte, mit denen er sich Diener aus unbelebter Materie schaffen kann. Diese Fähigkeit macht den prophetisch anmutenden Judah zum zentralen Charakter des Romans. Nicht zuletzt durch ihn gelingt die Verflechtung der verschiedenen Handlungsstränge: Neben der Suche nach dem Rat, blickt Judah auch ausführlich auf dessen Entstehung zurück.
Mieville verknüpft geschickt Gedanken über Revolution und Terrorismus mit einer spannenden Geschichte. Auch andere Probleme wie Rassismus und Homophobie finden in Der Eiserne Rat ihren Platz.
China Mieville: Der Eiserne Rat, Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach 2005, 8,95 Euro.