Ein Mann bricht von mehreren Kugeln getroffen in seinem Hotelzimmer zusammen, ein anderer kniet betend im Park während drei Pistolenläufe auf seinen Kopf zielen - er wird das »Amen« nicht mehr sprechen. So wird in Neil Jordans Film Michael Collins der Tod einiger britischer Agenten dargestellt, die zweierlei gemeinsam haben: Sie alle standen als Angehörige der so genannten Cairo Gang auf der nebenstehenden »Abschussliste« der Irisch Republikanischen Armee (IRA) und wurden von dieser am 21. November 1920 - ein Sonntag - um Punkt 9 Uhr erschossen. Ein Schlag, von dem sich der britische Geheimdienst in Irland nicht mehr erholen sollte und der mitentscheidend für den Ausgang des Unabhängigkeitskrieges war.
Dieser Tag sollte als der erste Bloody Sunday in die irische Geschichte eingehen, denn Großbritannien reagierte noch am selben Tag. Britische Truppen umstellten ein Stadion für Gaelic Football in Dublin, um IRA-Mitglieder festzunehmen und feuerten - angeblich nach Schüssen vonseiten der IRA - in die Menge. Bei dem Massaker wurden 65 Menschen schwer verletzt, 14 starben, unter ihnen auch der Sportler Michael Hogan. Die jüngsten Opfer waren zehn und elf Jahre alt.
Die Vorgeschichte dieses Bloody Sunday beginnt mit dem 1916 gescheiterten »Osteraufstand« irischer NationalistInnen. Aus ihrer desaströsen Niederlage hatten die überlebenden Angehörigen der »Irish Republican Brotherhood« (IRB) die Konsequenz gezogen, dass sich das britische Empire nur mit Guerilla-Taktiken bekämpfen lasse. Mit Beginn des Unabhängigkeitskrieges 1919 formierte Michael Collins die IRB in die IRA um. Für diese spielte die Enttarnung von Spitzeln eine wichtige Rolle. In dem Film von Neil Jordan stellt Michael Collins fest, dass »Bewegungen wie die unsrige immer wieder von Spitzeln verraten wurden«. Zu den VerräterInnen in den eigenen Reihen gesellten sich die AgentInnen des britischen Geheimdienstes. Als dessen »Elite« galten die Männer der Cairo Gang, die ihre Spionageerfahrungen in erster Linie im Mittleren Osten gesammelt hatten. Ihre Aufgabe war, das mittlerweile extrem erfolgreiche Spionagenetzwerk der IRA zu bekämpfen, soll heißen seine Führungsoffiziere zu eliminieren. Die IRA kam ihnen aber mit Hilfe der eigenen InformantInnen zuvor.