Wer sich audiovisuell über das Leben in und um Köln informieren will, schaltet zum WDR oder zum Lokalsender center.tv. Wer aber spontan mehr über die Besonderheiten der Domstadt erfahren will als Ereignisse, die sich in ähnlicher Form täglich in jeder beliebigen Stadt Deutschlands zutragen, wird hier oft enttäuscht. Diese Lücke füllt der erste Kölner Internet-TV-Sender koeln1.tv.
Tagesaktualität ist nicht das Ziel des »Stadtsenders im Internet«, so die Selbstbezeichnung. Vielmehr geht es um den Versuch, den Charakter Kölns in all seinen Facetten zu dokumentieren. Wer die Internetseite des Senders besucht, erkennt schnell, dass es im Grunde nur ein einziges Kriterium gibt, nach dem die Auswahl der Filmbeiträge erfolgt: Es muss sich um Köln drehen.
In acht Rubriken werden unterschiedliche Seiten der Stadt beleuchtet. Großereignisse wie der Weltjugendtag oder die WM gehören ebenso dazu wie Reportagen über das Kölner Nachtleben, Jugendgangs in Chorweiler und natürlich den Dom. Kölsche Eigenarten wie der Karneval oder der FC haben eigene Serien erhalten, die stetig ausgebaut werden.
Seit kurzem darf sich der Sender sogar mit der deutschen Erstaufführung einer britischen Produktion schmücken. Der verschollen geglaubte Propagandafilm A school in Cologne aus dem Jahr 1948 zeigt, unterlegt mit Kommentaren, die Situation von Kölner Kindern kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Überhaupt ist die Rubrik »Stadtgeschichte« ein besonderes Juwel der Sammlung. Hier finden sich diverse Filmaufnahmen historischer Ereignisse, die Köln geprägt haben. Darunter eine fünfteilige Reihe von Interviews mit ZeitzeugInnen des Dritten Reichs. Auch für die FreundInnen der eher seichten Unterhaltung ist gesorgt. Hinter der Rubrik »Katze im Sack« verbirgt sich eine bis jetzt noch kleine Sammlung von Kuriositäten, die das kölsche Stadtleben zu bieten hat. Wen interessiert, wie man mit der Nase Flöte spielt, wie eine Herrenrunde in den Siebzigerjahren abgelaufen ist, oder wer die Hymne »D'dorf ist einfach blöd« von Linus' Talentprobe noch nicht kennt, ist hier genau richtig. Ganz uneigennützig ist die Arbeit der beiden für koeln1.tv verantwortlichen Produktionsfirmen nicht. So finden sich unter den Beiträgen auch Teaser zu Dokumentationen, die auf DVD erworben werden können. Dies ist, neben der grell orangen Spalte mit Google-Werbung auf der ansonsten eher dunkel gehaltenen Webseite, der einzige Wermutstropfen dieser einzigartigen Sammlung von Videos zum Thema Köln.