Dieter Timmermann, Rektor der Universität Bielefeld, dürfte in der Nacht vom 10. auf den 11. August nur wenig Schlaf bekommen haben. Unbekannte steckten gegen 1.30 Uhr sein Auto in Brand, das vor seinem Haus stand. Die Feuerwehr brachte das Feuer schnell unter Kontrolle. Dieser Vorfall ist bisher der letzte in einer Reihe von Anschlägen gegen die Universität und einzelne ihrer MitarbeiterInnen. Sie hatten begonnen, als der Senat der Universität Mitte Juli die Einführung allgemeiner Studiengebühren beschloss.
»Jedes Gebührensemester eine Million Sachschaden« kündigte eine anonyme Gruppe als Protest gegen die Gebühren an. Ihr Pensum für dieses Semester erreichte sie anscheinend bereits am Tag des Senatsbeschlusses. In einem Handgemenge zwischen Studierenden und MitarbeiterInnen einer Sicherheitsfirma wurde ein Generalschlüssel der Universität gestohlen. Zirka zehntausend Türen lassen sich mit diesem Schlüssel öffnen. Der Aufwand, alle Schlösser auszutauschen, koste zwischen 800000 und einer Million Euro, so Universitätssprecher Ingo Lohuis.
Noch während der Senatssitzung warfen Protestierende Farbbeutel an die Außenwand des Traktes, in dem der Senat tagte. Auch ein Aufzug wurde beschädigt. Am gleichen Tag zündeten Unbekannte in zwei Toilettenräumen Mülleimer an und lösten an mehreren Stellen im Gebäude Feueralarm aus. Wenige Tage später brannte es erneut in den Universitätstoiletten. Diesmal musste die Feuerwehr anrücken. Auch nachts kamen die Universitätsangestellten nicht zur Ruhe. Unbekannte hatten mutmaßlich ein brennendes Blatt Papier unter einer Tür im Bereich der Bibliotheken hindurch geschoben. MitarbeiterInnen der Sicherheitsfirma konnten rechtzeitig eingreifen und einen Brand verhindern. Am 21. Juli und den beiden Folgetagen gab es weitere Brandanschläge. Zweimal musste die Feuerwehr löschen. Am Abend des 23. Juli schlugen Unbekannte erneut zu. Sie drangen mit Hilfe des Generalschlüssels in das Büro eines professoralen Senatsmitglieds ein und beschmierten Wände, Unterlagen und Möbel mit Kuhfladen. Ende Juli bis Mitte August brannte es noch mehrere Male, zuletzt vor Timmermanns Haustür.
Alle Vorkommnisse würden zur Anzeige gebracht, ließ das Rektorat verlautbaren. »Wir wissen nicht, ob es sich um Studierende handelt«, sagt Universitätssprecher Lohuis. Die Hochschulleitung kriminalisiere die Studierenden nicht, sie unterscheide zwischen den Gebührenprotesten und den Anschlägen. Der Allgemeine Studierendenausschuss distanziert sich von den Vorfällen. Zurzeit ermittelt die Bielefelder Polizei. Staatsanwaltschaft und Universität haben eine Belohnung von 6000 Euro für Hinweise auf die TäterInnen ausgesetzt. Das Sicherheitspersonal sei auf weitere Anschläge vorbereitet, so Lohuis.