»Der Boden von Rubljovka wird nicht alle erreichen« verkündet eine Werbetafel am Straßenrand und beschreibt den örtlichen Wohnungsmarkt recht treffend. Die etwa dreißig Kilometer lange Straße Rubljovka führt von Moskau hinaus aufs Land und war schon immer Heimat der Elite. Auch heute können sich nur wenige RussInnen in die Nachbarschaft von PolitikerInnen und AristokratInnen einkaufen.
In ihrer Dokumentation Rubljovka - Straße zur Glückseligkeit zeigt Regisseurin Irene Langemann den Mikrokosmos, der sich entlang der Landstrasse gebildet hat. Die Behinderung des Filmteams durch die Polizei wird leider kaum thematisiert. Stattdessen lässt Langemann verschiedene AnwohnerInnen von ihrem Leben an der Edel-Chaussee erzählen. Eine von ihnen ist Shanna Bullock, die mit Immobilien handelt und ihre Villa zu einem Miniatur-Versailles machen will. Das ArchitektInnenpaar Romanow glaubt zwar, noch die Gene des Zarenvaters zu spüren, hat aber nicht genug Geld, um das Haus fertig zu bauen. Trotzdem blicken die Romanows optimistisch in die Zukunft. Nicht so die 70-jährige Ljubov Jermilina, die mit vier Katzen und ohne Zähne in einem gefährdeten Haus an der Rubljovka lebt. Denn die Grundstücke sind so begehrt, dass die Häuser der ärmeren AnwohnerInnen oft angezündet werden. Da den BewohnerInnen die Mittel für den Wiederaufbau fehlen, sind sie danach gezwungen, die Grundstücke zu verkaufen. Nicht nur die Brisanz des Themas macht den Dokumentarfilm sehenswert. Er ist auch außergewöhnlich gut inszeniert, was aber an der Echtheit mancher Szenen zweifeln lässt. Einige Gespräche wirken zu gestellt und stören den sonst sehr beobachtenden Charakter des Films. Langemann verzichtet beispielsweise auf Kommentare aus dem Off und zeigt häufig ein paar Minuten lang nur Eindrücke der Straße. Sie fängt dabei einige sehr schöne Bilder einer ungemütlichen Gegend ein.