Einen Kaffee auf den Widerstand trinken

Eine Ehrenfelder Initiative engagiert sich für ein Café zum Gedenken an Edelweißpiraten Von Kathrin Ohlmann

Hinter dem Ehrenfelder Bahnhof, wo die Bartholomäus-Schink-Straße auf die Venloer Straße trifft, haben sich rund achtzig Personen versammelt. Es ist einer der ersten kalten Tage Anfang November. Am Bahnbogen ist ein Mikrofonständer aufgebaut, daneben eine Lautsprecherbox. Vor der Gedenktafel für die Edelweißpiraten am Bahnbogen liegen mehrere bunte Trauerkränze: von der DKP Köln, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), dem Ehrenfelder Bezirksbürgermeister, der Alevitischen Gemeinde Köln und von Wolfgang, Fritz und Jean.

Wolfgang Schwarz, Fritz Theilen und Jean Jülich waren im November 1945 die ersten, die an dieser Stelle einen Kranz zum Gedenken an ihre Freunde niederlegten. Ein Jahr nachdem die Gestapo 13 Personen, unter ihnen fünf jugendliche Edelweißpiraten aus Ehrenfeld, öffentlich hingerichtet hatte. Sie alle waren Teil einer Bande um einen entflohenen KZ-Häftling, der vorgeworfen wurde, Morde an verschiedenen lokalen Nazi-Größen verübt zu haben. In der Zeit nach dem Krieg hatten die Edelweißpiraten und der VVN-BdA mit massivem Widerstand in der Bevölkerung zu kämpfen. »Noch vor zwanzig Jahren mussten sie hier bei den Kränzen Wache stehen, damit die nicht geklaut wurden«, erinnert sich Adrian Stellmacher, Mitglied der Initiative »Erinnerungsort Bahnbogen«. Da die Nazis es geschafft hatten, die Edelweißpiraten als Asoziale und Kriminelle zu brandmarken, konnten diese sich aus Angst vor Repressalien jahrelang nicht zu ihrem Widerstand bekennen.

Nun widmet man ihnen ein Café. Da das Ehrenfelder Mahnmal Stellmacher zufolge von vielen Schulklassen besucht wird und einer der wenigen historischen Orte in Köln ist, die an den Widerstand erinnern, setzt sich seine Initiative für ein Café im Bahnbogen neben der Gedenktafel ein. Die Mitglieder der Initiative möchten einen Ort der Kommunikation, der Auseinandersetzung und des lebendigen Erinnerns schaffen. »Dies ist ein wichtiger und historischer Ort, der zeigt, dass Widerstand aus der normalen Bevölkerung möglich war«, sagt Stellmacher. Neben dem Cafébetrieb soll es eine Ausstellung und Veranstaltungen geben. Wolfgang Heiermann, ebenfalls Mitglied der Initiative »Erinnerung Bahnbogen«, ist optimistisch, was die Realisierung des Cafés betrifft. »Nächstes Jahr nach der Veranstaltung laden wir hier zum Kaffee ein«, sagt er.

Er gibt aber auch zu bedenken, dass die Finanzierung des Cafés ein Problem darstellt, das noch nicht gelöst ist. »Wir sind auf Spenden angewiesen, um das Projekt zu realisieren«, sagt er. Die Initiative sähe es deshalb gern, wenn die Bahn ihnen die Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung stellen würde. Die kompletten Bahnbögen am Bahnhof Ehrenfeld werden derzeit ausgebaut und an Gastronomie und Gewerbe vermietet. »Mit unserem Vorschlag haben wir offene Türen eingerannt«, sagt Adrian Stellmacher. Mehrere ArchitektInnen hätten angeboten, kostenlos Entwürfe für das Café zu erstellen. Zudem erwarten die InitiatorInnen finanzielle Unterstützung von der Stadt.