Der Umbau des Kölner Rheinauhafens ist in vollem Gange. Mieter wie Microsoft und Electronic Arts sollen das Selbstbild der Stadt als Medienstandort retten. Seit 2002 wird in dem rund zwei Kilometer langen und bis zu 200 Meter breiten Areal zwischen Severins- und Südbrücke gebaut. Jeweils etwa ein Drittel der entstehenden Gebäudefläche ist für Wohnungen, Gewerbe und Kultur vorgesehen. Mittlerweile sind die kritischen Stimmen weitgehend verstummt und die ersten MieterInnen sind bereits eingezogen.
Lange Zeit sah es nicht danach aus, als ob sich das Projekt zu einer Erfolgsgeschichte entwickeln würde. Schon der Beginn stand unter keinem guten Stern. Bereits 1991 wurde ein Wettbewerb zum Umbau des stillgelegten Hafens ausgeschrieben. Nach jahrelangem politischem Streit über Verkehrsanbindung und die markanten Kranhäuser begannen 2002 die Bauarbeiten - elf Jahre nach Planungsbeginn. Aber das Projekt produzierte weiterhin schlechte Nachrichten. Die potenziellen InvestorInnen gaben sich zurückhaltend, BürgerInneninitiativen kritisierten, dass die Kranhäuser die Silhouette der Stadt verändern und zu einem »Ausverkauf des Stadtpanoramas« führen würden und autonome Gruppen besetzten Teile des Geländes. »Es hat sogar Sabotageakte an Baumaschinen gegeben«, sagt Max Jacob von der Firma Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK), der Eigentümerin des Rheinauhafens. Das sei mittlerweile aber vorbei. »Jetzt sind die Leute, die herkommen, eher neugierig auf das, was hier gebaut wird«, sagt Jacob.
Um die Vorbehalte in der Bevölkerung abzubauen, starteten die Bauherren eine Öffentlichkeitsoffensive. Ein Informationspavillon gibt einen Überblick über die Baumaßnahmen. Bisher haben ihn rund 75000 BürgerInnen besucht, verkünden die BetreiberInnen stolz. Der temporäre Bau beherbergt Schaubilder zur wechselnden Geschichte des Rheinauhafens sowie ein Miniaturmodell und eine per Joystick begehbare virtuelle Simulation des Geländes in seinem voraussichtlichen Endzustand.
Etwa ein Drittel der Gebäude im Hafen sind Umbauten, bei denen die historische, denkmalgeschützte Bausubstanz so weit wie möglich erhalten geblieben ist. Außerdem sollen Kopfsteinpflaster, Bahnschienen und fünf erhaltene Verladekräne an die ursprüngliche Verwendung erinnern.
Die HGK und die Gesellschaft für Stadtentwicklung Modernes Köln mit der Stadt Köln als Aufsichtsbehörde sind bei dem Umbau federführend. Sie haben auch die Auswahl aus den Entwürfen des Architekturwettbewerbs getroffen. Gemäß der Vorgabe sollte ein stimmiges Ensemble aus den existierenden denkmalgeschützten Gebäuden und modernen Neubauten geschaffen werden. Mittlerweile lässt sich schon erahnen, wie der Hafen in Zukunft aussehen wird. Ob das Ziel, den Hafencharakter zu erhalten erreicht wird, kann wohl erst nach der endgültigen Fertigstellung im Jahr 2010 beurteilt werden.
Aus der exklusiven Lage resultieren entsprechende Mietpreise. Sorgen um einen eventuellen Leerstand einzelner Komplexe muss man sich aber offenbar nicht machen. Von den zirka 700 geplanten Miet- und Eigentumswohnungen sind bereits rund siebzig Prozent vergeben.
Geht es so weiter, könnte das ambitionierte Vorhaben doch noch zu einer Erfolgsgeschichte werden anstatt ein Schicksal wie der Mediapark zu erleiden. Dort sprangen sicher geglaubte InvestorInnen und MieterInnen ab und die erzielten Mieteinnahmen der Stadt blieben weit hinter den Erwartungen zurück.