Dass sich Studierende über schlechte Lernbedingungen beschweren, ist eigentlich kein Skandal. Seit der Einführung von Studiengebühren ist Meckern sogar noch wichtiger, denn nur wer sich über Missstände beschwert, kann auch die Geld-Zurück-Garantie nutzen und für Semester, in denen nur unzureichend studiert werden konnte, die Gebühren zurückverlangen. Als Geographiestudierende Anfang November genau das taten, reagierten DozentInnen beleidigt und behinderten ihre SeminarteilnehmerInnen zum Teil vorsätzlich beim Studieren.
Seit diesem Semester können sich StudienanfängerInnen an der Kölner Universität ausschließlich für Bachelor-Studiengänge (BA) einschreiben. Die neuen Abschlüsse sollen international vergleichbar sein, die Regelstudienzeit ist kürzer. Die neuen Abschlüsse werden von Studierenden oft als verschult kritisiert. Viele befürchten, dass das straffe BA-Programm den Studierenden keine Möglichkeit gibt, Studienschwerpunkte selbst zu wählen.
In Köln ist seit der BA-Einführung nur wenig Protest laut geworden. Unter den wenigen, die den BA kritisieren, ist die Fachschaft Geographie. »Der Bachelor wurde über die Studierenden gestülpt und macht es ihnen kaum möglich, die Nebenfächer zu koordinieren oder sich beraten zu lassen«, sagt Fachschaftsmitglied Marc Faßbender. Er kritisiert auch das auf Multiple-Choice-Fragen reduzierte E-Learning.
Bei einer Vollversammlung Anfang November mit nach Fachschaftsangaben etwa 200 TeilnehmerInnen entschlossen sich die Geographiestudierenden deshalb, die Gebühren für BA-Studierende des Faches zurückzufordern und die Studierbarkeit des BA rechtlich prüfen zu lassen.
Die Lehrenden reagierten überraschend heftig auf die Forderungen und einen darauf folgenden WDR-Bericht. »Einige Dozenten haben in ihren Seminaren Druck ausgeübt«, sagt Faßbender. »Sie haben sich persönlich angegriffen gefühlt.« Weil die Studierenden unter anderem kritisierten, dass E-Learning-Angebote relevant für die Prüfungszulassung sind, gaben einige Lehrende ihnen überhaupt keine Folien mehr. Gegenüber der philtrat wollte sich die Institutsleitung nicht äußern. Der Druck durch die ProfessorInnen hat bei vielen Geographiestudierenden gewirkt. Die Fachschaft ist nun vorsichtiger und relativiert in einer öffentlichen Mitteilung ihre Kritik. Laut Fassbender prüft trotzdem ein Anwalt die Akkreditierung und Studierbarkeit des BA.