Eigentlich ist der Zug-Film ein interessantes Genre, diese Mischung aus Roadmovie und Kammerspiel. Der geschlossene Raum in Bewegung gibt dem Film reichlich Möglichkeiten für Spannung und Charakterstudien. Möglichkeiten, die Brad Anderson mit Transsiberian allerdings verschenkt. Bekannt wurde Anderson vor einigen Jahren als Regisseur des beklemmenden Der Maschinist. Sein neuer Film versucht erneut, das Thema Schuld spannend zu verpacken - endet aber als biedere Story über die schlimmen Folgen des Lügens.
Die amerikanische Touristin Jessie reist mit ihrem Mann in der transsibirischen Eisenbahn, wo die beiden ein geheimnisvolles junges Paar kennen lernen. Jessie sagt in einem Moment nicht ganz die Wahrheit, gerät in den Verdacht, Drogen zu schmuggeln und entschließt sich zur Flucht nach vorn ins Lügenhaus.
Den ZuschauerInnen stellt sich früh die Frage, warum sich der vielversprechende Jungregisseur Anderson überhaupt durch eine so unspektakuläre Geschichte ackern wollte. Der Film wird aber schnell noch viel langweiliger.
Damit auch wirklich alle mitkriegen, dass die bedrohlichen Gestalten um Jessie herum aus anderen Ländern kommen, bejaht der Russe Fragen mit »Da« und der Spanier mit »Sí«, um danach in beinahe akzentfreiem Synchrondeutsch weiterzusprechen. Bedeutungsvolle Gegenstände werden auffällig in die Bildmitte gerückt, die wenigen falschen Fährten sind zum Fremdschämen. Dass die ZuschauerInnen sich ohne Rückblende an eine vergangene Szene erinnern können, traut ihnen Anderson anscheinend auch nicht zu. Mit plumpen Hinweisen dieser Art wird der Zug-Thriller zur filmischen Schmalspurbahn.