Überfüllte WG-Castings, horrende Provisionen beim Makler oder die Abfuhr vom privaten Vermieter - Studierende auf Wohnungssuche haben es in Köln alles andere als leicht. Wenn es um Mietpreis-Rankings geht, ist die Domstadt ausnahmsweise mal in der Spitzengruppe. Mit 8,85 Euro pro Quadratmeter liegen die Mieten in Köln fünfzig Prozent über dem Durchschnittspreis von 5,91 Euro in der Bundesrepublik. Das geht aus dem Mietspiegel der Hamburger Immobilienberatungsgesellschaft F+B hervor. Damit wird Köln nur noch von Stuttgart, Düsseldorf und dem ewigen Spitzenreiter München getoppt.
etwas über eine halbe Million Wohnungen. Es liegt auf der Hand: Die Wohnungen müssen geteilt werden, und das kann gerade für Studierende eine günstige Alternative sein. Doch wenn es nicht schon in der Anzeige mit drei Ausrufezeichen markiert ist, dann erfährt man es oft spätestens beim Telefonat mit der Immobiliengesellschaft: Keine WGs! »Wir machen das nicht«, sagt Sibylle Vogeler von der Wohnbau-GmbH. »Diese ständigen Mieterwechsel bei Studenten-WGs sind ein riesiger Aufwand für uns. Wir müssen jedes Mal neue Verträge erstellen.«
Doch in Köln kann man es sich leisten, MieterInnen aufgrund solcher Befürchtungen schon von vorneherein auszuschließen. VermieterInnen nehmen oft nicht nur an den häufigen Wechseln der BewohnerInnen, sondern auch am Lebensstil vieler Studierenden-WGs Anstoß. Eine Dreizimmerwohnung auf dem Hohenstaufenring ohne Durchgangszimmer klingt nach einem optimalen Angebot für eine Wohngemeinschaft, doch die Anfrage wird sofort abgelehnt. »Studenten passen nicht in dieses Haus«, sagt Vermieter Rüdiger Zimko. »Nebenan wohnt eine ältere Frau, das geht nicht.« Problematisch ist, dass die meisten VermieterInnen nicht individuell entscheiden. Es gibt durchaus WGs, in denen nicht jedes Wochenende rauschende Partys steigen. Das Risiko einzugehen, sich doch eine Party-WG ins Haus zu holen, haben Kölner VermieterInnen aber meist nicht nötig. Es gibt in der Regel genügend berufstätige Singles, Pärchen oder junge Familien, die ebenfalls Interesse zeigen.
Viele Studierende scheitern an der Unflexibilität der VermieterInnen. Was für die junge Generation problemlos arrangierbar erscheint - der Zwischenmieter während des Auslandaufenthalts, die Schwester, die für ein Praktikum einen Monat zusätzlich unterkommt - sind für die meisten WohnungsbesitzerInnen unüberwindbare Hindernisse. Doch wenn es um neue MitbewohnerInnen in der eigenen WG geht, werden die Studierenden plötzlich selbst wählerisch. »Am liebsten hätten wir einen Mann. Er sollte so alt wie wir oder etwas älter sein. Bitte keine Erstsemester, außerdem Nichtraucher, und es wäre auch schön, wenn er wie wir was mit Medien zu tun hätte«, sagt Maike Wand, die gerade mit ihrer Mitbewohnerin einen neuen Mieter für das dritte Zimmer in ihrer Kölner Wohngemeinschaft sucht.
Für die Suchenden stehen teils absurd anmutende Castings an. »Immer muss man super gelaunt sein, viel von sich erzählen, obwohl man den anderen gar nicht kennt, und wenn dann auch noch mehrere Bewerber gleichzeitig da sind, wird es zur Farce«, sagt Felix Gaiser. Der 22-Jährige hat schon mehr als zehn Wohnungsbesichtigungen hinter sich. »Jedes Mal gibt es wieder acht andere Bewerber, einer ist da doch immer cooler. Das frustriert.«
Einen Ausweg kann das Studentenwerk der Stadt bieten, das sich zum Teil aus den Semesterbeiträgen der Studierenden finanziert und rund 4600 Wohnplätze zur Verfügung stellt. »Die Nachfrage ist immer größer als das Angebot«, berichtet jedoch die Mitarbeiterin Kerstin Junger. »Mit einigen Monaten Wartezeit muss man normalerweise rechnen.« Und benehmen sich die WGs wirklich so schlimm, wie Kölns VermieterInnen befürchten? »Na ja, manchmal gibt es schon Ärger wegen Lärm, Musik oder wenn einer mal den Müll nicht weggebracht hat«, sagt Junger. »Aber wir sind darauf eingestellt. Das sind doch junge Menschen, die zum ersten Mal alleine wohnen!«