Das Schöne an Satiren über Hans Weißwurst, Tante Gudrun und ähnliche Gestalten ist, dass sie immer aktuell sind. Über den Rassismus und die Verklemmtheit der Deutschen zu schreiben, geht eigentlich immer, weil es immer stimmt. Dass die sich plötzlich auf breiter Front bessern, ist nämlich nicht in Sicht. Sicheres Terrain also für die Kölner Journalistin Sheila Mysorekar und ihr Buch Dienstags gibt es Tantra-Sex. Dumm ist nur: Weil sich Deutschland so enorm gut kritisieren und durch den Kakao ziehen lässt, fallen Mysorekars »politische Satiren über Rassismus, Sex und den Neandertaler« - so der Untertitel des Buches - auf ein Feld, das bereits so stark beackert ist wie der US-Bundesstaat Kansas. Um im Genre der deutschenkritischen Satiren noch aufzufallen, braucht es heutzutage schon einiges an Originalität.
Die lässt das Buch leider vermissen. Myosrekar ergeht sich in Klischees, die sicher nicht falsch, aber eben doch schon etwas angestaubt sind: Die Deutschen heißen Gudrun und lernen Bauchtanz an der Volkshochschule, sie haben Angst vor Schwarzen, weil die ja alle nur Sex oder Geld von ihnen wollen, und sie möchten, dass der Kellner in der Pizzeria Luigi heißt und irgendwie italienisch spricht, weil das authentischer ist und die Pizza erst dann richtig gut schmeckt. Bissige Satire sieht anders aus.
Auch einige andere Länder und ihre BewohnerInnen nimmt Mysorekar aufs Korn, zum Beispiel Indien und die USA. Diese Texte bleiben leider ebenfalls recht blutleer. Der Bericht über den indischen »Heirats-Triathlon«, zu dem die Autorin als erste Disziplin das Fressgelage während der Brautschau zählt, kann als Satire ebenso wenig überzeugen wie eine kurze Geschichte über die Ausbreitungsfreudigkeit der US-Regierung. Die Autorin wird einfach nicht gemein genug. Ein unverzeihlicher Zug, wenn es um Satire geht, die noch dazu für sich in Anspruch nimmt, politisch zu sein. Was allerdings auch nicht immer ganz gelingt.
Gelesen würden Mysorekars Satiren vermutlich besser funktionieren: Was als Buch vor sich hinplätschert, könnte in Form einer Lesung sein rudimentär vorhandenes Potenzial an schwarzem Humor einigermaßen entfalten können. Viele der Texte lesen sich ohnehin sehr umgangssprachlich.