Beim Wort Ruhrgebiet denken vermutlich nur wenige an blühendes Nachtleben und geistreiche Kreative. Sondern eher an eine Wucherung dreckiger Städte, die von Schimanskis bewohnt werden. Wider dem Klischee vereinen in Echt! Pop-Protokolle aus dem Ruhrgebiet die Herausgeber Johannes Springer, Christian Steinbrink und Christian Werthschulte Überlegungen zahlreicher AutorInnen zu der Frage, wie es denn in der Kulturhauptstadt 2010 um den Pop steht. Mit anekdotenhaften, essayistischen und wissenschaftlichen Beiträgen ist die Anthologie sehr abwechslungsreich geraten. Der Tenor vieler Texte des Sammelbandes ist, dass die trotz beachtlicher EinwohnerInnendichte kaum vorhandene Kulturberichterstattung vor allem eines signalisiert: »Hier wird malocht und nicht gelesen!« Den AutorInnen gelingt es angenehmerweise trotzdem, weder in Wehleidigkeit, noch in eine Art zweckoptimistische Aufbruchsstimmung zu geraten. Mehrere von ihnen bemühen sich unterschiedlich präzise, einen Überblick über die Besonderheiten der Region zu bieten. Sehr ausführlich und nachvollziehbar geraten ist dabei Achim Prosseks Beitrag Sie nennen es Metropole. Darin analysiert er, warum die Region zwar zunehmend den Begriff Metropole für sich in Anspruch nimmt, sich aber trotzdem einfach nicht wie eine solche anfühlen will. Als mitverantwortlich für das piefige Pott-Gefühl macht er neben der ungeeigneten Infrastruktur insbesondere den Teufelskreis eines Braindrains aus: Weil der Region die Kreativ-Subkulturen fehlen, kann sie ihre Kreativen auch nicht halten. Als NachfolgerInnen von Herbert Grönemeyer beim Lieder-über-das-Ruhrgebiet-Schreiben fallen Prossek dann bezeichnenderweise neben dem Spardosenterzett leider nur die rappenden Verschwörungstheoretiker von der Bandbreite ein. Zum Glück gibt es aber mehr als den musikgewordenen Braindrain Die Bandbreite. Und so finden sich in einigen der zwanzig Beiträge auch Bands, Veranstaltungsorte und Initiativen, die es sich vielleicht kennenzulernen lohnt.
Echt! Pop-Protokolle aus dem Ruhrgebiet
Pottpourri der Popkultur
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