Der Kölner Publizist Werner Rügemer macht seit einiger Zeit vor allem mit antisemitischen Äußerungen auf sich aufmerksam. Keine gute Voraussetzung, um sein neues Buch ArbeitsUnrecht. Anklagen und Alternativen unvoreingenommen zu beurteilen - zumal, wenn er darin von »Wucherzinsen« schreibt, die schlimmer seien als »zu den grausamsten Zeiten des Alten Testaments«. Neben dem betreffenden Text finden sich in diesem Buch allerdings, abgesehen vom Vorwort, nur Texte anderer AutorInnen - auch Rügemer-KritikerInnen könnten es also wagen, einen Blick hinein zu werfen. ArbeitsUnrecht entstand als Nachklapp zu einer gleichnamigen Arbeitsrechtskonferenz im Frühjahr dieses Jahres in Köln. Zu Gast war dort unter anderem die Kassiererin Barbara E. alias Emmely. Sie wurde zu Beginn dieses Jahres deutschlandweit bekannt, als ihr Arbeitgeber Kaiser's ihr kündigte, weil sie Pfandbons im Wert von 1,30 Euro unterschlagen haben sollte. Die zunehmende Entrechtung und Entwürdigung von ArbeitnehmerInnen - das ist das Oberthema des Buches zur Konferenz. Darin abgedruckt sind die Vorträge, die ReferentInnen wie Junge Welt-Redakteur Joern Boewe, der Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte Rolf Gössner und Business Crime-Redakteurin Verena Herzberger in Köln gehalten haben. Der Untertitel Anklagen und Alternativen ist indes nur zum Teil treffend. Viele AutorInnen widmen sich Bestandsaufnahmen verschiedener Arbeitssituationen, die durch parteiische Sprache durchaus als Anklagen zu verstehen sind. In ihren Beiträgen »plündern« ArbeitgeberInnen ihre Angestellten »aus«, fungiert die ARGE als »Exklusionsmaschine« und werden ArbeitnehmerInnen ungerechtfertigt der »Arbeitsbummelei« beschuldigt. Die AutorInnen argumentieren aus GewerkschafterInnensicht, und das ist auch gut und richtig so. Beispiele von ArbeitnehmerInnen, denen von ihren Chefs oder Chefinnen grobes Unrecht zugefügt worden ist, machen die Anklagen selbst für die verbohrtesten Neoliberalen nachvollziehbar. Die Alternativen zu den aktuellen, schwer erträglichen Verhältnissen kommen indes etwas zu kurz. Der eine oder andere Beitrag wartet zwar mit Tipps auf. So hat zum Beispiel der Hamburger Fachanwalt für Arbeitsrecht Rolf Geffken Ratschläge für Betriebsräte parat, wie sie ihr Mitbestimmungsrecht gegenüber dem Management durchsetzen können. Die meisten Artikel zeugen jedoch eher von wütender Hilflosigkeit gegenüber miserablen Arbeitsbedingungen. Einige Beiträge sind darüber hinaus etwas flach ausgefallen, zum Beispiel der des Volkswirtschaftlers Stephan Hessler über die teils fragwürdigen Machenschaften von Private-Equity-Gesellschaften.