Die Philosophische Fakultät wird im laufenden Jahr deutlich mehr Geld ausgeben, als ihr zur Verfügung steht. Das geht aus einem Dokument hervor, das der philtrat vorliegt. Danach gibt es in diesem Jahr Fehlbeträge in drei von sieben Finanztöpfen des Dekanats. Insgesamt muss die Fakultät wohl mehr als 1,1 Millionen Euro zwischenfinanzieren. Das größte Loch gibt es in dem Topf, der aus Studiengebühren gestellt wird und der Verbesserung der Lehre dienen soll: mehr als 550000 Euro. Weitere Fehlbeträge gibt es im Ordentlichen Haushalt des Dekanats sowie bei den Personalaufwendungen. In der Engeren Fakultät (EF), dem höchsten Beschluss fassenden Gremium der Philosophischen Fakultät, soll eine Arbeitsgruppe Lösungen für den finanziellen Missstand finden.
StudierendenvertreterInnen werfen der Fakultätsleitung Misswirtschaft vor. Lea Dünow, bis vor kurzem studentisches Mitglied der EF, meint, die Fakultätsleitung habe falsch kalkuliert. So habe sie etwa in den vergangenen zwei Jahren viele sogenannte Lecturerstellen für zwei Jahre bewilligt, ohne für eine langfristige Finanzierung zu sorgen. »Man vergisst, dass Lecturer nicht nur ein Semester bezahlt werden müssen, sondern zwei Jahre«, sagt Dünow.
Das Haushaltsloch hatte bereits Folgen: Kürzlich eingerichtete Lecturerstellen konnten nicht verlängert werden. Weil einige Fachschaften nicht auf die Lehrkräfte verzichten wollen, engagierten sie sich für den Erhalt der Stellen. »Das ging so weit, dass Studierende wissenschaftliche Mitarbeiter aus Fachschaftsgeldern finanzieren wollten«, sagt Jan Schröder vom SprecherInnenrat der Philosophischen Fakultät, einem Arbeitsausschuss der Fachschaften. Die Fachschaften sollen mit ihrem Budget eigentlich Workshops oder Vorträge für Studierende veranstalten. Schröder warnt die Fachschaften davor, sich instrumentalisieren zu lassen. »Es ist nicht richtig, dass Fachschaften sich in der Pflicht sehen, Fehler des Dekanats auszubügeln.«
Dünow sieht auch Teile der Pläne zur Sanierung des Philosophikums in Gefahr. »Das Land bezahlt nur die Instandsetzung des Gebäudes«, sagt sie. »Für alles andere wie Beamer, Teppiche und spezielle Brandschutzvorrichtungen in den Bibliotheken muss die Fakultät wahrscheinlich selbst aufkommen.« Dekanin Christiane Bongartz sieht indes keinen Grund zur Sorge. »Zu Beginn des Haushaltsjahres bestanden hinsichtlich der Höhe und der Verwendung der Mittel aus dem Hochschulpakt Unklarheiten, die sich inzwischen geklärt haben«, sagt sie. Im Rahmen des Hochschulpakts bekommt die Uni für zusätzlich aufgenommene Studierende Geld von Bund und Land.
Die Fehlbeträge betreffen zwar andere Finanztöpfe. Dennoch sagt Bongartz, von einem Defizit könne nicht die Rede sein. »Durch Umschichtung von Projektmitteln und aus eigens für diese Ziele gebildeten Rücklagen kann ein ausgeglichener Haushalt für 2010 auf jeden Fall gewährleistet werden.« Studentin Dünow widerspricht. Die Gelder, die der Fakultät zur Verfügung stehen, seien größtenteils an bestimmte Zwecke gebunden. »Für derartige Umschichtungen muss man einen sehr ausgedehnten Begriff von Zweckgebundenheit anwenden«, sagt sie. Solche Überlegungen seien Schönrechnerei. Die Fehlkalkulation der Fakultät ist durch das Umschichten ohnehin nicht vom Tisch: Das Gebührendefizit soll von 2010 auf 2011 angerechnet werden. Die Institute werden so vorerst auf Mittel für Lecturerstellen oder Exkursionen verzichten müssen.