Viele Studierende kennen ihn sicher - den Brüsseler Platz. Und für viele, die in der Umgebung wohnen ist er ein nettes Plätzchen um abends noch FreundInnen zu treffen und das ein oder andere Bierchen zu trinken. Man kann eigene Getränke mitbringen, die es billig im Supermarkt gibt. Für die AnwohnerInnen sind diese nächtlichen und meist feucht-fröhlichen Treffen jedoch nicht so angenehm, da sie einen enormen Geräuschpegel mit sich bringen. Bei der Stadt gingen deshalb viele Beschwerden ein und eine Ausweichmöglichkeit musste her. Die Lösung war das Gelände des Aachener Weihers.
Tagsüber und bei gutem Wetter sind die Wiesen dort bekanntermaßen voll mit Studierenden, allerlei SonnenanbeterInnen, GrillfreundInnen und SportlerInnen aller Disziplinen. Da der dortige Biergarten aber nicht die ganze Nacht geöffnet ist und keinen angemessenen Ersatz für den Open-Air Flair des Brüsseler Platzes darstellt, wurde er nun durch eine 300 Quadratmeter große Holzterrasse mit Kiosk erweitert.
Der Besitzer des Biergartens am Aachener Weiher Youssef El Rayes erklärte sich mit der Bebauung eines Teils seiner Rasenfläche sofort einverstanden. Von der Idee war er begeistert, weil die neue Terrasse mit Kiosk ein einzigartiges Konzept in Köln ist. »Von meiner Seite aus ging alles ganz schnell«, sagt Rayes. »In vier Wochen waren wir mit dem Bau fertig.« Anfang Mai eröffnete er die Terrasse »Am Aachener«. Der Kiosk soll den BesucherInnen alle Annehmlichkeiten des Belgischen Viertels erhalten und bietet daher zahlreiche nicht-alkoholische sowie alkoholische Getränke an. Die Preise sind denen in anderen Kiosken ähnlich. Neben dem Kiosk bietet »Am Aachener« einen Barbecue Grill, bei dem man auch abends noch kleine Grillspezialitäten kaufen kann. Auch für musikalische Untermalung will der Besitzer Rayes sorgen. »Abends spielen bei uns Bands, die sich bei uns beworben haben«, sagt er.
Bis drei Uhr nachts hat der neue Kiosk geöffnet. Aber auch danach bietet die Terrasse Platz zum Feiern und Verweilen bis in die Morgenstunden. Es gibt Holzbänke und Podeste, auf denen man sitzen kann. Kübel mit Bambus und allerlei anderen Bepflanzungen vermitteln den Eindruck, dem Großstadtgetümmel entflohen zu sein. Auch BesucherInnen, die die Dienste des Kiosks nicht in Anspruch nehmen wollen, sind willkommen: es ist erlaubt, sich Getränke und Essen selbst mitbringen.
Ob der Plan der Stadt Köln aufgeht und eine Umsiedlung der BesucherInnen des Brüsseler Platzes gelingt, ist noch nicht abzusehen. »Unter Zwang werden die Besucher des Brüsseler Platzes nicht weggehen«, sagt Rayes, »sie müssen freiwillig unser Angebot annehmen.« Der Gastronom ist dennoch davon überzeugt, dass dieses neue Konzept spätestens in den nächsten ein bis zwei Jahren ein voller Erfolg wird. Darum sponsert er unter anderem Hinweisschilder und auch eine Flyeraktion ist geplant. Bislang stehe der Brüsseler Platz noch in einigen Reiseführern als kleines Highlight des Kölner Nachtlebens, so Rayes.
Am Brüsseler Platz sollen nun bald Lampen installiert werden, die es den NachtschwärmerInnen ab Mitternacht etwas ungemütlicher machen sollen an ihrem alten Lieblingsplatz. Ganz ohne Druck funktioniert die städtische Umsiedlungsaktion dann doch nicht.