Probleme und Sorgen haben alle. Manchmal möchte man seine FreundInnen aber nicht belasten, manchmal ist es einem unangenehm. Häufig weiß man einfach nicht, an wen man sich wenden soll. Für all diese Sorgen und Probleme gibt es seit Kurzem an der Uni Köln die Nightline, eine Hotline von Studierenden für Studierende.
Drei Studentinnen haben das theoretische Konzept für Köln im Rahmen eines Seminars entwickelt. Da es aber nicht wieder ungenutzt in der Schublade verschwinden sollte, beschlossen sie, das Projekt in die Realität umzusetzen. Das war ein hartes Stück Arbeit, da die MitarbeiterInnen ausschließlich Studierende sind, die diese Aufgabe ehrenamtlich übernehmen. Im Dezember 2009 konnte die Nummer freigeschaltet werden. Mittlerweile arbeiten 24 Studierende für die Hotline. Einige studieren Psychologie oder Pädagogik und wollen bereits im Studium praktische Erfahrungen sammeln, andere möchten sich sozial engagieren. Philipp Wagner (Name geändert), Mitarbeiter der ersten Stunde, betont, dass die Aufgabe eine gewisse Reife erfordere. »Emotionale Stabilität und Geduld sind wichtige Eigenschaften, die Interessierte mitbringen müssen«, sagt er. Das Studienfach sei hingegen nicht wichtig.
Die Idee kommt aus England, dort haben sich die Nightlines längst etabliert. In Deutschland gibt es derzeit fünf dieser Zuhörtelefone: Neben Köln auch in Heidelberg, Münster, Hamburg und Freiburg.
Das Kölner Projekt wurde im letzten Jahr entwickelt. Neue MitarbeiterInnen werden zunächst geschult. An zwei Wochenenden lernen sie die non-direktive Gesprächsmethode. Den Anrufenden soll hierbei nicht durch Fragen eine Richtung des Gespräches angeboten werden, vielmehr sollen sie einfach selbst erzählen, was sie belastet. »Das ist wichtig«, betont Wagner, »denn häufig sind sich die Anrufer des Kerns ihrer Sorgen nicht bewusst und erzählen erstmal von anderen Sachen und da hören wir zunächst einfach nur zu.« Viele AnruferInnen berichten von Liebeskummer und Stress im Studium. Dabei kann es ein Vorteil sein, dass sie mit anderen Studierenden sprechen. Denn diese haben oft die gleichen Erfahrungen gemacht, was ein Vorteil gegenüber professionellen Angeboten sein kann.
Neben dem Zuhören vermitteln die NightlinerInnen auch ganz praktische Informationen. Sie haben die Adressen und Telefonnummern aller professionellen Anlaufstellen parat und können zum Beispiel bei konkreten Problemen wie Schreibblockaden auf kompetente Hilfe hinweisen.
Das Wichtigste für die Arbeit der NightlinerInnen ist jedoch die Anonymität auf beiden Seiten. Schließlich sitzen die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen mit ihren KommilitonInnen in Seminaren und Vorlesungen. »Es könnte jemanden davon abhalten bei uns anzurufen, wenn er weiß, dass ihm am nächsten Tag der Zuhörer im Seminar begegnet«, erklärt Wagner. »Das möchten wir unbedingt vermeiden.«
Erfahrungsgemäß beginnen Probleme besonders abends im Kopf zu kreisen und halten einen vom Schlafen ab. Daher ist die Hotline abends und nachts frei geschaltet. Die NightlinerInnen haben dienstags, freitags und sonntags ein offenes Ohr für die Studierenden der Uni und aller Fachhochschulen Kölns. Unter der kostenfreien Nummer 0800/4703500 und unter der Kölner Rufnummer 0221/4703500 sind sie von neun Uhr abends bis zwei Uhr nachts erreichbar. Wer Interesse hat, sich bei der Nightline zu engagieren, kann sich gerne über die Homepage melden.