Als hätte die CDU in Duisburg nicht schon genug zu kämpfen mit dem nach der Loveparade-Katastrophe schwer ramponierten Image ihres Oberbürgermeisters Adolf Sauerland. Jetzt sorgt auch noch der trinkfeste Parteinachwuchs für Ärger. Statt das Holocaust-Mahnmal zu besichtigen, sollen sich die Jungs auf ihrer »Bildungsfahrt« nach Berlin lieber kräftig die Kante gegeben und randaliert haben. Darüber beklagen sich jedenfalls zwei mitgereiste junge Frauen. Sie seien »wirklich richtig schockiert über das, was da abgelaufen ist«.
Ereignet haben sich die Vorfälle am ersten Oktoberwochenende. Im Kleinbus war die achtköpfige Gruppe der Jungen Union (JU) aus der niederrheinischen Provinz zu ihrer »bildungspolitischen Reise« in die Hauptstadt aufgebrochen, angeführt vom stellvertretenden Duisburger JU-Vorsitzenden Bartosch L. Der 25-jährige Student ist nach eigenen Angaben »überzeugter Katholik«, Mitglied im NRW-Landesvorstand der »Christdemokraten für das Leben« - und gibt auf StudiVZ als Interessen »exzessive Partys, Hotelzimmer auseinandernehmen« an. Das scheint er ernst zu meinen, wie ein Bericht der beiden weiblichen Delegationsmitglieder nahelegt.
Schon bei der Anreise hätten die anderen angefangen zu saufen - inklusive des Fahrers, heißt es darin. Der sei auch »nach 3 Bier noch gefahren«. In Berlin angekommen, habe kaum einer der offiziell angegebenen Programmpunkte stattgefunden. »Wenigstens zum JU-Deutschlandtreffen mit Herrn Guttenberg sind wir wirklich gefahren und auch zur anschließenden Feier im Löwenbräu«, berichten die 18- und 20-jährigen Frauen. Aber weder das geplante Treffen mit einem CDU-Abgeordneten, noch der Besuch der Ausstellung »Wege, Irrwege, Umwege« im Deutschen Dom habe geklappt.
Auch aus der Besichtigung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas wurde nichts. Die jungen Männer sollen es »eigentlich langweilig« gefunden und sich lieber umfangreich mit Schnaps und anderen Alkoholika eingedeckt haben. In der Pension, in der die Gruppe abstieg, sei dann die Post abgegangen. Bartosch L. habe frühmorgens auf der Straße laut »Jesus Christus« gebrüllt, eine Tür in der Pension wurde eingetreten, die Polizei erschien.
Duisburgs CDU-Chef Thomas Mahlberg ist die Angelegenheit äußerst peinlich. Er nehme die Sache »sehr ernst«, könne jedoch nicht sagen, was wirklich vorgefallen sei. Bei einem Treffen mit dem JU-Vorstand hätten fünf der sechs mutmaßlichen Saufbrüder ihm gegenüber alle Vorwürfe »vehement bestritten«, sagte Mahlberg. »Ich habe jetzt zwei Darstellungen.« Trotzdem ist Bartosch L. inzwischen von seinen Ämtern zurückgetreten. »Diese Entscheidung ist absolut kein Schuldeingeständnis«, betonte er. Er wolle nur Schaden von der CDU abwenden.
Unterdessen hat die Kölner JU nach heftiger Kritik ihren für Mitte Dezember geplanten Trip nach Berlin abgesagt. Die Reise inklusive eines »gemeinsamen Ausflugs in das Berliner Nachtleben« war als eine der ersten Maßnahmen aus dem von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) neu aufgelegten Programm gegen »Linksextremismus« geplant gewesen.