Dass kluge Köpfe mit einem Hang zum Wahn die geheimen Codes feindlicher AgentInnen knacken können, weiß man spätestens seit A Beautiful Mind. Dieser Film beschreibt das Leben des später schizophrenen, aber hochbegabten amerikanischen Mathematikers und Nobelpreisträgers John Forbes Nash.
Auf der Grundlage des nach ihm benannten Nash-Gleichgewichts arbeiten Studierende und WissenschaftlerInnen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen (WiSo) Fakultät der Uni Köln in einem eigens für experimentelle Wirtschaftsforschung errichteten Labor. Dessen MitarbeiterInnen wollen sich aber nicht geheime Daten von KonkurrentInnen beschaffen, sondern die Verhaltensweisen von Menschen in ökonomischer und sozialer Interaktion untersuchen. Das Nash-Gleichgewicht besagt, dass in einer Entscheidungssituation jede Spielerin und jeder Spieler eine Strategie wählt, von der es sich nicht abzuweichen lohnt.
Das Labor, das sich im WiSo-Schlauch im Hauptgebäude befindet, gibt es seit 2005 und die Bereiche Betriebwirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftspsychologie und ihre Nachbardisziplinen nutzen es. Es sei eines der erfolgreichsten Labore für experimentelle Wirtschaftsforschung in Deutschland, sagt Labormanager Alexander Rajko. Das WiSo-Labor wird fast täglich genutzt. Maximal 32 Studierende nehmen pro Runde am Experiment teil. Um die Ergebnisse aussagekräftig zu machen, müssen Experimente in mehreren Durchgängen durchgeführt werden. Die TeilnehmerInnen bekommen zu Beginn eine kurze Anleitung ausgeteilt. An Computern spielen sie dann, in kleinen Kabinen voneinander abgeschottet, das Rollenspiel. Jeder Person wird zufällig eine Rolle zugewiesen, beispielsweise KäuferIn oder VerkäuferIn. Während des Experiments müssen sie versuchen, möglichst hohe Gewinne zu erzielen.
Die Kölner WissenschaftlerInnen arbeiten anreizkompatibel, das bedeutet, dass die Versuchspersonen echtes Geld erwirtschaften können, je nach Rolle und ihren konkreten Einzelentscheidungen. So wirkt das Rollenspiel realistischer und die TeilnehmerInnen werden motiviert. Ein Experiment könne vom Formulieren der Fragestellung bis hin zur Durchführung schon mal mehrere Monate dauern, erklärt Rajko. Auch die anschließende statistische Auswertung ist oft langwierig. Für die Daten des WiSo-Instituts hat sich der US-amerikanische Geheimdienst noch nicht interessiert.