Was wird anders nach elf Jahren »Herrschaft« der Unabhängigen im AStA?
Jonas Thiele: Es kommt der politische Aspekt dazu. Den hat es bei den letzten ASten nicht oder nur sehr eingeschränkt gegeben. Dazu muss man wissen, dass der AStA kein allgemein politisches Mandat hat, sich also nicht zu allen politischen Themen äußern darf, sondern nur zu denen, die mit der Hochschule zu tun haben. Unsere Position ist aber, dass die Uni Teil der Gesellschaft ist und so weit wie möglich werden wir unser Mandat auch ausreizen.
Könnt ihr das konkretisieren?
Katharina Sass: Die Uni ist keine Insel. Was sich an der Uni abspielt hat Auswirkungen auf die Gesellschaft und umgekehrt. Deswegen finden wir es unsinnig von vorneherein die politischen Aspekte auszuschließen und dazu prinzipiell keine Stellung zu nehmen. Da ist die Zivilklausel ein Beispiel, für die wir uns einsetzen. Sie soll verhindern, dass die Uni mit Institutionen der Rüstungsindustrie und Bundeswehr zusammenarbeitet. Wenn hier an der Uni - mal ganz deutlich gesagt - Waffen mitentwickelt werden, hat das ganz konkret Auswirkungen für die Gesellschaft.
Thiele: Wir haben uns auch vorgenommen, eine Bologna-Konferenz zum Bachelor- und Masterstudium zu organisieren, um den ganzen Prozess mal aufzuarbeiten.
Die Unabhängigen haben immer damit geworben, dass sie sich für viel Service für die Studierenden einsetzen. Gibt es jetzt keinen Service mehr mit dem neuen AStA?
Thiele: Nein, der Service bleibt definitiv. Dazu muss man aber auch sagen, dass in diesem Bereich unter dem alten AStA viele Sachen liegen geblieben sind, wie wir jetzt gesehen haben. Zum Beispiel wäre eine Tariferhöhung für die Beraterinnen und Berater der AStA-Beratungen schon lange nötig gewesen. Da sind wir jetzt dran. Wir sind außerdem Mitglied im Förderverein für die Nightline (Sorgentelefon von und für Studierende - Anm. der Red.) geworden, weil wir das als sinnvolles Projekt ansehen, das Studierenden hilft.
Ihr habt viele neue Projekte. Wo kürzt ihr dann?
Thiele: Leider müssen wir die »Le Début«-Party abschaffen. Die macht seit längerem Verluste und kostet jede Studentin und jeden Studenten umgerechnet 50 Cent, selbst wenn er oder sie gar nicht hingeht. Das können wir uns nicht mehr länger leisten. Wir arbeiten gerade an anderen, kostengünstigeren Partykonzepten.
Was wird sich für die Studierenden mit dem neuen AStA im Studienalltag ändern?
Thiele: Ich hoffe, dass der AStA präsenter wird. Die Leute sollen erfahren, dass es einen AStA gibt, was der alles macht und dass man sich an ihn wenden kann, wenn man eine Frage hat.
Sass: Wir wollen, dass der AStA in Zukunft mehr als Anlaufpunkt wahrgenommen wird, wo man mit Problemen hinkommen kann. Außerdem wollen wir Leute unterstützen, die sich an der Uni engagieren wollen. Dafür sind die Mittel ja da, die wir zur Verfügung haben. Wir fördern zum Beispiel eine Vorlesung der Amnesty International.
Nun sind ja zumindest eure beiden Hochschulgruppen seit Jahren nicht im AStA vertreten gewesen - fehlt es da nicht an Erfahrung?
Sass: Wir sind zwar neu im AStA, aber wir machen beide schon seit dem Anfang unseres Studiums Hochschulpolitik in diversen Hochschulgruppen oder zum Beispiel dem Gebührenboykott. Natürlich ist es eine Herausforderung und man muss eben lernwillig sein. Das sind wir aber auch. Es macht auf jeden Fall richtig Spaß, neue Aufgaben zu haben und aus dem AStA heraus gestalten zu können und nicht mehr nur als Opposition.