Vom Albertus-Magnus-Platz eine Straßen-, eine Regionalbahnfahrt und einen kurzen Fußweg entfernt, liegt es: das wunderschöne Spätbarock-Schloss Wahn. Was klingt wie eine kleine Weltreise, dauert aber tatsächlich nur eine halbe Stunde. »Da das Schloss nicht direkt auf dem Campus liegt, ist es den meisten Studierenden leider nicht so präsent«, sagt Nora Probst, die als studentische Hilfskraft dort arbeitet.
Dabei bietet es für viele Studierende der Philosophischen Fakultät eine interessante Forschungsstätte. Es beherbergt die Theaterwissenschaftliche Sammlung, die dem Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft angegliedert ist. Sie umfasst zum Beispiel Bücher und Fotografien, aber auch Programmhefte, Kritiken und sogar Bühnenbilder und Kostüme.
Einen Schwerpunkt bilden die Dokumente zur Kölner Theatergeschichte, die bis ins Jahr 1539 zurückreichen. Ein Teil des Archivbestandes wird auch regelmäßig in kostenlosen Ausstellungen präsentiert - zur Zeit zum Expressionismus.
Schloss Wahn steht also sowohl Studierenden als auch der Öffentlichkeit offen. »Wir sind eine der weltweit größten und bedeutendsten Sammlungen für Theaterwissenschaft, frühen Film und Tanz und werden auch regelmäßig von Forschern und zum Beispiel auch von Fulbright-Stipendiaten aus aller Welt genutzt«, erläutert Hedwig Müller, stellvertretende Direktorin der Theaterwissenschaftlichen Sammlung. Auch viele Gemälde, etwa von Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer, die im Besitz des Schlosses sind, würden international verliehen. Nur die Uni stelle diesen Glanzpunkt in ihrem Repertoire zu wenig heraus. Dabei mietet sie das Schloss nun schon seit 1947 von dem Besitzer Baron von Eltz-Rübenach. Zuerst wurde in dem im Krieg nicht zerstörten, aber beschädigten Schloss ein StudentInnenwohnheim untergebracht. Seit 1955 befindet sich in den Räumlichkeiten die Theaterwissenschaftliche Sammlung. Heute werden zwar Universitätsveranstaltungen, aber eben keine Seminare mehr im Schloss abgehalten. So wird Schloss Wahn als Prestige-Objekt genutzt.
Was die Philosophische Fakultät gerade während der momentanen Renovierung entbehrt, findet man im Schloss umso reichhaltiger vor: »Hier hat man genug Platz und Ruhe zum arbeiten. Es ist nicht so gedrängt wie in der Universität. Das Haus atmet einfach Geschichte«, meint Hedwig Müller. Ihr Kollege Peter Lemaire stimmt ihr zu: »Schloss Wahn ist auf jeden Fall der schönste Arbeitsplatz an der gesamten Uni, wenn nicht sogar der schönste in ganz Deutschland«.