Turbo-Abi, Aussetzung der Wehrpflicht, Hochschulpakt II - die deutschen Hochschulen müssen sich in den kommenden Jahren auf immer mehr Studierende einstellen. Momentan hat die Universität Köln rund 42 000 Studierende. »Es besteht die Möglichkeit, dass es in vier Jahren 50 000 sind«, sagt Ruth Zimmermann, Abteilungsleiterin des Studierendensekretariats. Vor allem in den nächsten beiden Jahren könnte es zu erheblichen Engpässen an den Hochschulen in NRW kommen.
In diesem Jahr machten die ersten G8-Jahrgänge in Bayern und Niedersachsen Abitur. In NRW wird die Doppelbelastung 2013 kommen. Seit Juli ist die Wehrpflicht ausgesetzt. Um die dadurch entfallenden Zivildienststellen zu ersetzen, sollen junge Erwachsene für Freiwilligendienste gewonnen werden. Die Resonanz ist allerdings verhalten. Das Studium direkt nach dem Abitur zu beginnen, scheint verlockender zu sein. Die Uni Köln sieht sich für den Studierendenansturm gewappnet.
400 neue Stellen wurden in der Beratung, Wissenschaft und Verwaltung geschaffen. Zudem soll 2013 der Bau des Studierenden Service Centers (SSC) abgeschlossen sein. Dort werden unter anderem die zentrale Studienberatung, das Studierendensekretariat und das akademische Auslandsamt sitzen. »Wir sind gut vorbereitet und sehen das Mehr an Studierenden als Chance«, sagt Uni- Sprecher Patrick Honecker.
Auch Ruth Zimmermann macht sich noch keine allzu großen Sorgen. Obwohl es bereits in diesem Semester deutlich mehr Bewerbungen gab. 105 000 gingen im Studierendensekretariat ein - das sind 30 000 mehr als im vergangenen Jahr. Bei der Einschreibung im August endete die Schlange der Wartenden erst im WiSo-Schlauch. Die Ängste vor enorm angestiegenen NCs oder haufenweise Absagen waren jedoch nicht gerechtfertigt. »Da hat es eine klare Entschärfung gegeben«, sagt Ruth Zimmermann. »In vielen Fächern konnten wir sogar alle Bewerber zulassen.«
Dennoch machen schon neue Trends die Runde. Waren es früher eher Fächer wie Medizin, in die sich Studierende einklagten, so wird in dieser Hinsicht das Fächerspektrum größer. »Die Klagen in Randfächern werden immer bunter und häufen sich, besonders beim Ortswechsel im Lehramtsbereich«, sagt Zimmermann. Zudem treten immer mehr Studierende ein zulassungsfreies Studium an, etwa 1 000 sind es dieses Wintersemester. Beliebtestes Fach: Archäologie.
Entwarnung gibt es auch vom Kölner Studentenwerk. »Wir befürchten in den kommenden Jahren keine Wohnungsnot«, sagt Rolf Wahl, Abteilungsleiter Wohnen. Die Wohnungsanfragen seien seit Jahren auf einem konstanten Niveau. Selbst in diesem Jahr stieg die Anfrage nicht. Etwa 8 500 Studierende haben sich in diesem Jahr auf einen der 3 200 freien Plätze beworben. Über die kostenlose Privatzimmer-Vermittlung werden zusätzlich Wohnungen vermittelt. Über 86 Wohnheime verfügt das Kölner Studentenwerk. Zwei weitere Bauten sind in Planung. In Opladen soll das Haus mit etwa 65 Plätzen bis 2014 gebaut sein. Des Weiteren wird mit der Stadt Köln über den Bau eines weiteren Wohnheims am Eifelwall verhandelt, das frühestens 2015 gebaut werden soll.
Kleine Randnotiz: Seit diesem Semester tummeln sich wegen der ersten doppelten Abiturjahrgänge einige Minderjährige an der Kölner Uni. Um nicht bei jeder Prüfungsanmeldung oder geforderten Unterschrift die Eltern fragen zu müssen, gibt es auf der Internetseite des Studierendensekretariats eine von den Eltern zu unterzeichnende Generaleinwilligung, die den jungen Studierenden die Organisation erleichtern soll.