Was würdest du tun, wenn du noch einen Monat zu leben hättest? Sophie und Jason sind Mitte dreißig, seit vier Jahren ein Paar und haben im Leben bisher nichts erreicht. Zwischen Callcenter-Job und Kindertanzstunde plätschert ihr Alltag in Los Angeles belanglos vor sich hin. Bis sie eines Tages »Pfötchen« finden, einen kranken Kater mit verletzter Pfote. Mit dem Entschluss, ihn zu »adoptieren«, kommt die Torschlusspanik: Ein pflegebedürftiges Haustier, das bedeutet Verantwortung, Sesshaftigkeit und das Ende der Freiheit - die Vorstufe zum Tod. Wie lange lebt der Kater noch, wenige Monate, einige Jahre? »In fünf Jahren, da sind wir vierzig. Und vierzig, das ist fast fünfzig.« Und danach, ist sich Jason sicher, hat das Leben nicht mehr viel zu bieten.
Doch bis der Kater aus dem Tierheim kommt, ist noch ein Monat Zeit. Ein Monat, um den langweiligen Job zu kündigen, Bäume für eine Umweltinitiative zu verkaufen, eine Youtube-Karriere zu starten - oder eine Affäre. Mit einfühlsamem, aber gleichwohl distanziertem Blick inszeniert Regisseurin und Hauptdarstellerin Miranda July, wie sich die ProtagonistInnen in ihrem Selbstverwirklichungszwang voneinander entfernen. Obwohl es sich um Menschen mit nachvollziehbaren Konflikten handelt, wirken die Figuren dabei mitunter wie Außerirdische. Die wenigen Worte, die fallen, sind meist ohne Substanz, auch die Mienen der Figuren bleiben erschreckend leer. Dafür bedient sich der Film anderer, überirdischer Ausdrucksmittel, die an Miranda Julys Performancekunst erinnern, wenn etwa Sophies anhängliches XXL-T-Shirt »Shirty« ein Eigenleben entwickelt oder Jason die Zeit anhält. Diese surrealistischen Elemente geben dem Film das gewisse Etwas, das ihn von anderen Lifecrisis-Streifen abhebt.
Während Pfötchen voller Vertrauen auf sein neues Heim wartet, schwanken Sophie und Jason zwischen Aufbruchsgeist und Untergangsstimmung. Bis Sophie Jason verlässt. »Es ist zu spät«, denkt er. Die Abrissbirne hat das Gebäude bereits getroffen, dies ist nur der Moment der Stille, bevor alles zusammenbricht. Oder doch nicht?
The Future. Deutschland/USA 2011. Regie:
Miranda July. DarstellerInnen: Miranda July,
Hamish Linklater, David Warshofsky u.a. Kinostart:
27. Oktober.