»Happy birthday to you, happy birthday to you ...« Ein Chor aus etwa 15 Stimmen singt, dann wird eine große Geburtstagstüte mit kleinen Geschenken überreicht. Die BesucherInnen und ReferentInnen des Autonomen Lesben- und Schwulenreferats der Uni Köln (LUSK) haben es sich auf den Sofas des frisch renovierten LUSK-Büros gemütlich gemacht. Auf dem Tisch in der Mitte stehen Törtchen, Bier und Sekt. Auch wenn das 30-jährige Jubiläum des LUSK bald ansteht - an diesem Mittwochabend im September gelten die Glückwünsche René Eppmann, der 23 wird. Der BWL-Student engagiert sich seit knapp einem Jahr im LUSK. Gemeinsam mit den anderen ReferentInnen will er Zugehörigen sexueller Minderheiten wie Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen einen Treffpunkt bieten. »Es ist sehr wichtig für die Neuen, dass sie eine Anlaufstelle haben, wo man direkt Kontakte knüpfen kann«, sagt er.
30 Jahre ist es her, dass sich Homosexuelle erstmals an der Kölner Uni organisierten. Im Oktober 1981 versammelten sich auf einen Aufruf hin schwule und lesbische Studierende im Philosophikum der Uni Köln. Später ging aus ihrer Versammlung das Autonome Lesben- und Schwulenreferat hervor. Es wird heute vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) finanziert, darf als autonomes Referat aber über die Verwendung seiner Gelder selbst bestimmen. Damals standen Emanzipation und Vernetzung von Homosexuellen an deutschen Hochschulen noch am Anfang. Erst 1980 war an der Freien Universität Berlin das erste Schwulenreferat Deutschlands gegründet worden. Die Kölner Gruppe war somit eine der ersten in Deutschland. Mittlerweile gibt es laut den KölnerInnen etwa 50 lesbischwule Hochschulgruppen in Deutschland. Viele von ihnen treten nicht nur für die Belange von Lesben und Schwulen ein, sondern sind auch offen für Menschen, die auf andere Weise von den verbreiteten Normvorstellungen von sexueller Orientierung und Identität abweichen.
Auch wenn in den 30 Jahren die Akzeptanz gestiegen ist, sehen die LUSK-ReferentInnen Handlungsbedarf gegen die alltägliche Diskriminierung. Mit offener Benachteiligung Studierender aufgrund der sexuellen Identität durch Lehrende hätten sie in Köln wenig zu tun, so die ReferentInnen. Jedoch sei man an der Uni wie anderswo mit mehr oder weniger unterschwelliger Homophobie konfrontiert. »Es gibt diese saloppen Äußerungen wie 'Du bist doch schwul' oder 'Kampflesbe'«, sagt Referentin Verena Läcke. Zwar benutzten viele solche Ausdrücke nicht in dem Bewusstsein, Homosexuelle zu diskriminieren. »Aber das sind homophobe Ausdrücke, selbst wenn der Student, der sie benutzt, aufgeschlossen ist. Wenn man den Lebensstil lebt, ist das schon unangenehm.« Auch hätten viele stereotype Vorstellungen vom Homosexuellsein. »Man kann Klischees erfüllen oder auch nicht«, räumt Läcke ein. »Die meisten Leute kennen aber nur die Klischees: Frauen mit Stoppelhaaren, Männer mit einem Hündchen auf dem Arm. Das sind Dinge, die wir widerlegen möchten.« Mit mehreren Gastvorträgen pro Semester und Aktivitäten wie den Aktionstagen gegen Sexismus und Homophobie im November wollen die ReferentInnen Präsenz zeigen und aufklären. Denn Vorurteile entstehen durch Unwissenheit, davon sind sie überzeugt.
Um diese zu beseitigen, will das LUSK das Thema Homosexualität auch stärker in Forschung und Lehre verankern. Besonders bei der LehrerInnenausbildung fehle es an der nötigen Sensibilisierung. »Wie gehe ich zum Beispiel damit um, wenn ein Schüler oder eine Schülerin sich wegen ihrer Homosexualität in die Ecke gedrängt fühlt?«, so Christian vom Referat. »Das wird einfach nicht gelehrt.«
Das Spät-Café des LUSK geht langsam in die anstehende Partynacht über. Gemeinsames Feiern und Quatschen ist vielen BesucherInnen des LUSK wichtig. Gerade zu Beginn des Studiums suchten viele hier Anschluss, sagt Referent Felix Unger. »Nicht weil sie sich in einer rosa Seifenblase abkapseln wollen, sondern weil sie einfach Kontakte knüpfen wollen.« Geselligkeit und gesellschaftliches Engagement gehen hier Hand in Hand. Dabei sind Angehörige sexueller Mehrheiten keineswegs ausgeschlossen, betont René Eppmann. »Wir freuen uns über jeden - auch Heterosexuelle.«