Sie hatten jahrelang keine Konkurrenz: bei den Wahlen zur studentischen Vertretung in der Engeren Fakultät (EF) der Philosophischen Fakultät gewannen stets KandidatInnen der Fachschaftlsiste »das Original«. Bei den vergangenen Wahlen für das höchste Beschluss fassende Gremium der Fakultät ist nun jedoch überraschend die »Liste Linker Aktiver - Bündnis für eine soziale, zivile und demokratische Hochschule« gegen sie angetreten und hat einen der drei Sitze erhalten. In dem Bündnis ist unter anderem die Hochschulgruppe die Linke/SDS und der Wendepunkt vertreten.
Seit Jahren war es unter den verschiedenen hochschulpolitisch engagierten Gruppen üblich gewesen, der Fachschaftsliste die EF-Sitze zu überlassen und nicht gegen sie zu kandidieren. Dieses Prinzip wurde nun aufgegeben. Nina Weinbrenner betont, dass es diese informelle Abmachung aus einem guten Grund gegeben habe. Die Studentin ist Mitglied im SprecherInnenrat der Philosophischen Fakultät, dem Ausschuss der Fachschaften. »Die Engere Fakultät trifft viele Entscheidungen in Fragen, bei denen sich die Fachschafterinnen und Fachschafter am besten auskennen«, sagt sie. Dort gehe es um Wiederzuweisungen von Professuren oder um Änderungen an Prüfungs- und Studienordnungen. Das seien Themen, mit denen sich vor allem die Fachschaften beschäftigen. »Unsere Kandidatinnen und Kandidaten von der Fachschaftsliste sind gebunden, die Fachschaften in für sie wichtigen Angelegenheiten zu fragen.«
Da das neue Bündnis offen gegen die Liste der FachschafterInnen kandidierte, ist unklar, inwieweit sie sich mit den Fachschaften koordinieren wird. »Selbstverständlich wollen wir mit den Fachschaften zusammenarbeiten«, sagt Peter Förster, der für das Bündnis ab April als studentischer Vertreter in der EF sitzt. »Leider war es im letzten Jahr nicht möglich, mit den damaligen Vertreterinnen und Vertretern der Fachschaftsliste in der EF in entscheidenden politischen Auseinandersetzungen vernünftig zusammenzuarbeiten.« Das Bündnis will sich zum Beispiel für eine Offenlegung von Drittmittelverträgen mit externen GeldgeberInnen und gegen die Zwangsexmatrikulation von Studierenden der alten Studiengänge einsetzen.
Weinbrenner wehrt sich gegen den Vorwurf, die VertreterInnen der Fachschaftsliste seien unpolitisch. »Natürlich sind auch die Fachschaften politische Strukturen«, sagt sie. Die Zusammenarbeit zwischen dem Bündnis und der Fachschaftsliste sieht auch sie kritisch. »Die Art und Weise der bisherigen politischen Arbeit des Wendepunktes hat es für uns unmöglich gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten«, sagt sie. »So kann man nichts für die Studierenden erreichen.