Elite für wen?

Die Uni Köln hat den Elite-Zuschlag. Die Exzellenzinitiative fördert Ungleichheit zwischen deutschen Hochschulen, sagen StudierendenvertreterInnen. Von Hanna-Lisa Hauge, Anna Pavani

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Rektor Axel Freimuth hatte allen Grund, die Korken knallen zu lassen. Mit dem steinernen Albertus Magnus und einer großen Flasche Champagner feierte er am 15. Juni vor dem Hauptgebäude den fünffachen Sieg der Uni Köln im Exzellenz­wettbewerb.

StudierendenvertreterInnen hatten die Initiative von Anfang an grundsätzlich kritisiert. Von der Exzellenzinitiative profitiere vorrangig die Forschung, während die Lehre außen vor bleibe, so der Vorwurf. »Wir brauchen keine Exzellenzinitative 2.0 - wir brauchen eine tragbare Grundfinanzierung«, sagt Erik Marquardt vom Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften. Das sieht auch Nina Weinbrenner so, Studierendenvertreterin in der Engeren Fakultät (EF), dem höchsten Beschluss fassenden Gremium der Philosophischen Fakultät. »Die Projekte sind in erster Linie auf Forschung ausgelegt, damit haben die Studierenden nur wenig zu tun.« Der einzige Vorteil sei, dass an den Fakultäten nun keine Gelder gekürzt werden müssten. Das wäre notwendig geworden, wenn Köln den Elite-Zuschlag nicht bekommen hätte, um die angestoßenen Projekte weiterführen zu können.

An der Philosophischen Fakultät werden allerdings durch die Förderung vier neue ProfessorInnen eingestellt, so Peter Hacke, Mitglied im SprecherInnenrat der Philosophischen Fakultät, dem Ausschuss der Fachschaften. Unklar sei aber noch, in welchem Maße diese in der Lehre tätig sein werden.

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Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass langfristig ein Gefälle zwischen geförderten und nicht geförderten Hochschulen entstehen könnte. Während Elite-Hochschulen ihre Forschung durch weiteres Geld verbessern könnten, bliebe für die übrigen Hochschulen nur die Aufgabe der Ausbildung. Auch der Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) der Uni Köln sieht diese Entwicklung kritisch, besonders mit Blick auf das Prinzip der Chancengleichheit.

Die »Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen« gibt es seit 2005. Sie enthält drei Förderlinien: Zukunftskonzepte für die gesamte Uni, Exzellenzcluster, welche bestimmte Themenkomplexe fördern und Graduiertenschulen. Diese bieten DoktorandInnen unter anderem finanzielle Unterstützung. Die deutschen Hochschulen konnten sich mit konkreten Konzepten bewerben.

Alle fünf Anträge der Uni Köln wurden bewilligt. Für die Studierenden der Philosophischen Fakultät dürfte die artes-Graduiertenschule besonders interessant sein, da sie künftig für alle Promotionen an der Philosophischen Fakultät zuständig sein wird. »In Zukunft sollen sogar auch Master-Studierende gefördert werden und nicht mehr nur Promotionsstudierende«, sagt Weinbrenner von der EF. Die andere Graduiertenschule, die für die nächsten fünf Jahre gefördert wird, ist die Bonn-Cologne Graduate School of Physics and Astronomy. Die beiden Exzellenzcluster fallen in die Bereiche Pflanzenforschung und Altersforschung. Auch das universitätsweite Zukunftskonzept »Herausforderung von Wandel und Komplexität annehmen« wurde ausgewählt. Ziel des Konzeptes ist es, das Forschungsprofil der Uni weiterzuentwickeln und zu stärken. Dazu gehören zum Beispiel Austauschprogramme und die Förderung der Geschlechtergleichheit.

Die Finanzierung läuft bis 2017. Nach dem Ende der Förderung muss die Uni, beziehungsweise die jeweilige Fakultät, ihre Projekte selbst finanzieren, wenn sie weiter bestehen sollen, sagt Weinbrenner. Da somit die Finanzierung der Projekte auf Dauer nicht sichergestellt ist, bezweifeln StudierendenvertreterInnen, dass die Förderung langfristig für exzellente Forschung sorgt. Es bestehe die Gefahr, dass auf Kosten der Projekte Geld an anderen Stellen abgezogen werde. Es bleiben fünf Jahre Zeit, um zu sehen, welche Folgen der Exzellenzstatus haben wird.

Anna Pavani, Hanna-Lisa Hauge