Es ist Donnerstagabend, halb acht. Die Vorlesungen sind vorbei und die meisten Studierenden machen sich auf den Weg nach Hause, begeben sich in eine Bar oder betätigen sich sportlich. Ein Seminarraum im Hauptgebäude füllt sich jedoch zunehmend mit Studierenden. Niemand hat Papier und Stift vor sich liegen, es geht keine Anwesenheitsliste herum. Die Stimmung ist gelöst, die Studierenden unterhalten sich angeregt und erwarten gespannt die Vorträge ihrer KommillitonInnen.
Viermal im Semester organisiert die Fachschaft Philosophie den Vortragsabend »Philosophiert frei!«. Dort treffen sich Studierende fern von DozentInnen, ProfessorInnen, Scheinerwerb und Credit Points und diskutieren ohne Leistungsdruck über philosophische Themen. Frei nach dem Motto »Jeder kann, keiner muss« können Studierende aller Fachrichtungen an diesen Veranstaltungen teilnehmen, selbst vortragen oder einfach nur mitdiskutieren.
Während vorne im Raum noch schnell ein Rednerpult aufgebaut wird, ebbt das Stimmengewirr langsam ab. Richard Iniengo von der Fachschaft für Philosophie begrüßt die Anwesenden und erläutert den Ablauf des Abends. Kurz darauf beginnt der erste Redner des Abends, Artur Schönhütte, seinen Vortrag über »Wissenschaftsgläubigkeit und Kreationismus«. Die Studierenden lauschen. Als der Vortrag endet klopfen sie auf die Tische. Dann ist der Respondent Peer Schittenhelm an der Reihe. In einigen Dingen stimmt er seinem Kommilitonen zu, in anderen widerspricht er. Die HörerInnen folgen der Diskussion gespannt, an manchen Stellen schmunzeln sie, nicken zustimmend oder schütteln die Köpfe. Nun kann Artur Schönhütte antworten und auch alle anderen können in die Diskussion einsteigen. »Die Hemmschwelle etwas zu sagen, ist nicht so hoch«, erklärt Björn Birkenbeil. Der Philosophie- und Geschichtsstudent empfindet die Atmosphäre sehr angenehm und entspannter als in einem Seminar. Im Anschluss an den Vortrag lassen die Studierenden den Abend gemütlich bei einem Glas Wein und Knabbereien ausklingen.
Der philosophische Vortragsabend orientiert sich am Format der Reihe »Philosophie kontrovers«, bei dem ProfessorInnen Vorträge über philosophische Themen halten und gemeinsam diskutieren. Bei Philosophiert frei! sind es dagegen die Studierenden selbst die Themen nach ihrem Interesse auswählen und vortragen. Die Veranstaltungsreihe habe es früher schon einmal gegeben, erklärt Fachschaftsmitglied Richard Iniengo. Nach einem Wechsel in der Besetzung sei die Fachschaft seit dem vergangenen Sommersemester darum bemüht, das Vortragsforum wieder auszubauen. Mit einem Abstract können sich Interessierte bei der Fachschaft für einen Vortrag anmelden. »Im Prinzip kommt alles in Frage, was philosophisch angehaucht ist.«