Wegberaten?

Germanistik führt Zwangsberatungen ein Von Birte Teitscheid

Wer sich im Studium der deutschen Sprache und Literatur üben will, wird sich künftig auch umfassend beraten wissen. Das Institut für deutsche Sprache und Literatur führt als erstes Institut an der Philosophischen Fakultät semestergebundene Beratungen durch. Allerdings noch nicht in verpflichtender Form, obwohl dies durch das Kommentierte Vorlesungsverzeichnis suggeriert wird. In der Beratung für das fünfte Fachsemester wurde dann auch von »Versuchskaninchen« gesprochen, die sich der Prozedur in diesem Semester unterziehen würden.

Bislang mussten alle an der Philosophischen Fakultät eingeschriebenen StudentInnen lediglich eine obligatorische Beratung zu Beginn des Studiums besuchen. Den entsprechenden Schein mussten sie bei der Anmeldung zur Zwischenprüfung vorlegen. In den Semesterferien hat nun die Engere Fakultät (EF) der Philosophischen Fakultät beschlossen, dass in allen Fächern neben der Beratung zu Studienbeginn die Teilnahme an weiteren Beratungsveranstaltungen im Studienverlauf verpflichtend sein soll. So soll die Beratung im fünften Semester StudentInnen zur weiteren Planung ihres Studiums nach der Zwischenprüfung dienen. Im siebten Semester stehen Examensfragen auf der Tagesordnung. Die Regelung soll ab dem Sommersemester 2002 für alle eingeschriebenen StudentInnen gelten.

Die studentischen VertreterInnen in der EF der Philosophischen Fakultät hatten die Aufnahme der Formulierung »nach der Zwischenprüfung und vor dem Examen« in die Studienordnungen der einzelnen Fächer vorgeschlagen. Dies wurde jedoch abgelehnt. Die Festlegung der Studienberatung auf Fachsemester veranschauliche, meint Julia Trompeter, studentische Vertreterin in der EF, »den zunehmenden Leistungsdruck, dem StudentInnen in Zukunft ausgesetzt sein werden«. StudentInnen, die im fünften Semester noch keine Zwischenprüfung gemacht haben, werde damit ein Defizit bescheinigt. »Die bräuchten dann gar nicht zu solch einer Veranstaltung erscheinen«, so Trompeter.

Ab dem Sommersemester 2002 sei zudem für die gesamte Philosophische Fakultät eine Studienberatung im zweiten Semester verpflichtend, so Walter Pape, Dekan der Philosophischen Fakultät. StudentInnen, die ihr Studium bis dahin noch keine Scheine gemacht haben, sollen in die Beratung miteinbezogen, eventuell sogar angeschrieben werden. Hiermit könnten die hohen finanziellen Einbußen der Fakultät vermieden werden, die auf die hohe AbbrecherInnenquote vor der Zwischenprüfung zurückzuführen seien, argumentiert Pape. Dahinter steht, dass die Mittelverteilung des Landes für die Bildung an Hochschulen demnächst nicht mehr nach Zahl der StudienanfängerInnen, sondern nach den tatsächlichen StudienabsolventInnen berechnet wird. Pape erwartet zudem, dass mit den zusätzlichen Beratungen die Studiengänge an der Philosophischen Fakultät sowohl für die StudentInnen als auch für das Lehrpersonal durchsichtiger gestalten werden können.