Willkommen zur ersten eurokompatiblen Ausgabe der philtrat. Die Euroeinführung zum 1. Januar 2002 naht schnell, aber die philtrat ist schneller. Schon haben wir unseren Abopreis umgerechnet, dabei ein bisschen erhöht und die Umstellungskosten werden selbstverständlich auf die LeserInnenschaft abgewälzt. Wir wollen ja nicht hinter der prognostizierten Teuerungsrate von vier Prozent zurückstehen.
Der Euro ist da und wer vorher nicht für zehn Pfennig denken konnte, kann es jetzt nicht für 5,11 Cent. Unsere Schlafmünzen haben wir im Supermarkt in einen Vorrat an Schokoriegeln investiert - vorsichtig sind wir geworden nach den Entbehrungen bei der Fertigstellung der letzten Ausgabe. Aber von Entbehrungen sind wir auch dieses Mal gebeutelt: Freitagabend Malzbrand ausgebrochen - war das Besteck aus dem AStA vergiftet? Samstagmorgen Kühlschrank und Kaffeemaschine von der Tolkiengesellschaft entführt. Immerhin Kaffeemaschine im Blitzkreuzzug zurückerobert - Kreuzzüge sind ja schwer in Mode zurzeit. Frauentoilette für Publikumsverkehr gesperrt - also Männertoilette zur Unisex-Toilette umfunktioniert. Ist aber auch nicht sauberer. Und während auf Bundesebene die Vernetzung öffentlicher Stellen mitsamt Datenweitergabe einfach prima funktioniert, streikt im SprecherInnenrat das Netzwerk.
Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, werden wir von Horrorszenarien wie Studiengebühren, Zwangsberatungen, Rasterfahndung und schlechter BAföG-Beratung bedroht. Aber zumindest eine oder einen außer uns hat es schlimmer getroffen: Entbehrung von Rechtschreibkenntnissen und emanzipatorischem Verständnis. Den nagelneuen kanarienvogelgelben philtrat-Ständer im Philosophikum hat er oder sie beschmiert: Binnen-I eingekreist, darunter gekritzelt: »Deutsche Sprache, schwere Sprache«. Deutsche Witze, schwere Witze, sagen wir zu solchem PennälerInnenverständnis von Rechtschreibung. Ansonsten haben wir diesen schweren Fall von jugendlichem Vandalismus natürlich den zuständigen Stellen gemeldet. KASA übernehmen sie!
Die Bilder dieser Ausgabe kommen von der Gruppe Arbeiterfotografie, deren Webseite http://www.arbeiterfotografie.com wir allen LeserInnen wärmstens an Herz legen wollen.