Ouvertüre

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Das Geschäft mit der Information, verehrte Leserinnen und Leser, ist ein hartes; kein Platz für Zartbesaitete und IdealistInnen, die Medien werden von »Machern« gemacht, nicht von Denkern gedacht. Trotzdem sei auch uns, der Redaktion Ihrer vielbestaunten Tisch- und Bettlektüre, erlaubt, zuweilen auf die Produkte der Konkurrenz zu schielen, die Augen offen zu halten nach dem, was die AdressatInnen gerade beschäftigt und wünschen. Bei dieser Umschau fiel nun auf, dass wir in unruhigen Zeiten leben - kein Editorial einer größeren TV-Programmzeitschrift, die ihren LeserInnen nicht mit ein paar nachdenklichen Worten tröstendendes Geleit gibt.

Ein karitativer Dienst am Publikum - auch wir wollten uns dieser ehrenvollen Aufgabe nicht verschließen. Ein adäquates Thema musste her - doch welches? Wir haben es nach intensiver Suche schließlich in der dunkelsten Ecke unserer verdrängten Gedanken gefunden und präsentieren leicht beklommen: den Tod. Ein Wort wie Beton, steht es doch für ein biografisches Ereignis höchster Relevanz. Doch wie mit diesem umgehen? Dazu genügt ein Rückgriff auf den größten Rivalen des alten Schnitters, den Aphorismus. Während allein der Gedanke an den Tod bereits zu kaltem Schweiß und Herzrasen führt, ist der Aphorismus ein mentaler Betablocker, siehe beispielsweise diesen sanften Spruch von Francis Bacon: »Ich habe oft über den Tod nachgedacht, und ich finde ihn als das geringste aller Übel«; oder diesen Kracher von Epikur: »Der Tod geht mich eigentlich nichts an, denn wenn er ist, bin ich nicht mehr, und so lange ich bin, ist er nicht.«

Doch wollten wir ja Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht nur die Früchte anderer Großgeister servieren. Nein, wir machten uns selbst an die Arbeit, einen Aphorismus zu schaffen, der Ihnen exklusiv Stunden kontemplativer Entspannung bieten sollte. Nach eingehender sprachwissenschaftlicher Analyse gelang es uns, die Hauptelemente dieser Kunstform en miniature herauszuarbeiten: Hauptsatz, Nebensatz, Konflikt, Kontrast und überraschende Auflösung. Den Neid der KollegInnen sicher, lüften wir nun den Vorhang für den brandneuesten Aphorismus über den Tod - alle Rechte liegen bei der Redaktion, die jegliche Zweit- und Drittverwertung unter den Vorbehalt ihrer Einwilligung stellt: »Nichts ist gewisser als der Tod, doch nichts toter als das Gewissen.«

Die Redaktion