Mehr als 4600 StudentInnen wohnen in den 84 Häusern des Kölner StudentInnenwerks. Hier ist der Wohnraum noch subventioniert und daher ein bisschen preisgünstiger als auf dem freien Wohnungsmarkt. Für ein Zimmer zahlt man zwischen 160 und 240 Euro, je nach Größe und Ausstattung. Das hat allerdings auch seine Nachteile: Einige Zimmer seien, ihrer Größe nach zu urteilen, mehr »karrierebewusste Kleiderschränke« denn Wohnraum, moniert eine Studentin. Die FlurnachbarInnen im Wohnheim kann man sich nicht aussuchen und nach spätestens dreieinhalb Jahren steht der Auszug an.
Sebastian hat in einem neuen Wohnheim gewohnt: Erstbezug, 1999 gebaut. In seiner Flurgemeinschaft teilten sich sechs StudentInnen zwei Bäder und die Wohnküche, sein Zimmer kostete 217 Euro. Das ist aber nicht die Regel: Thomas ist vor einem Jahr aus der Theresienstr. 34 ausgezogen. In dem Gebäude aus den Fünfzigerjahren teilte er sich mit neun KommilitonInnen zwei Toiletten und zwei nicht blickdichte Duschkabinen. Für sein Zimmer zahlte er umgerechnet 170 Euro monatlich. Die drei verschiedenen Schimmelfarben in den Wohnheimbadezimmern bezeichnet er spöttisch als Lokalkolorit. Insgesamt habe sein Wohnheim den Charme einer usbekischen Jugendherberge gehabt.
Eben diese Qualitätsunterschiede der verschiedenen Wohnheime sind für André Moeller, ehemaliges Verwaltungsratsmitglied des Kölner StudentInnenwerks, ein charakteristisches Merkmal des derzeitigen Zwei-Klassen-Systems. Zwar werde eine Grundversorgung mit billigen Zimmern angeboten, komfortablere Wohnmöglichkeiten hingegen gebe es nur für StudentInnen, die ein bisschen mehr auf den Tisch legen können. Dabei sei aber speziell in Köln der Einstiegspreis mit 160 Euro sehr hoch, die Preisspanne mit zirka achtzig Euro Differenz zwischen Mindest- und Höchstmiete gering. Langfristig, befürchtet Moeller, werde nur noch sanierter Wohnraum für gehobene Ansprüche zu gehobenen Preisen angeboten.
Schon jetzt kann man auf dem freien Wohnungsmarkt in Lage, Ausstattung und Preis vergleichbare oder preisgünstigere WG-Zimmer finden. Die übliche Mietstaffelung wurde deswegen vom StudentInnenwerk schon zeitweise ausgesetzt. Insgesamt wird mit den Wohnheimen ein Überschuss erwirtschaftet, der aber das Minus der Gastronomie des StudentInnenwerks ausgleichen soll. Durch die geplante Einführung von Studiengebühren könnte die StudentInnenzahl um bis zu zwanzig Prozent sinken. Dies werde sich insbesondere im bereits heute unzureichenden Wohnheimbau niederschlagen, und bei gleichzeitiger Senkung der Landeszuschüsse für die StudentInnenwerke aber auch zu Mieterhöhungen führen, so Moeller.
Auch der Umgang der Wohnheimverwaltung mit den MieterInnen, gibt Anlass zu Beschwerden. Wasserleitungen, Installationen und die Heizung fielen in Thomas Wohnheim regelmäßig aus und wurden teilweise erst repariert, wenn die Forderung mit der Sammlung von Unterschriften oder der Androhung einer Meldung beim Gesundheitsamt untermauert wurde. »Zum Schluss«, so ergänzt er, »hat man sich die Reparaturen ganz gespart. Da die Komplettsanierung des Gebäudes geplant war, wollte man vielleicht Geld sparen.« Auch andere StudentInnen fühlten sich bei Beschwerden durch die Wohnheimverwaltung eingeschüchtert: Bei einem gemeinsamen Brief einer Wohnheimetage an das StudentInnenwerk wurde gezielt nach den VerfasserInnen gefragt. Diese haben sich nicht gemeldet: Sie fürchteten Repressionen.
In den alten Wohnheimen ist die AusländerInnenquote erheblich höher als in den Neubauten. Dass das StudentInnenwerk, wie häufig von BewohnerInnen unterstellt, gezielt AusländerInnen dort unterbringe, kann André Moeller allerdings nicht bestätigen. Vielmehr sei diese Problematik beim StudentInnenwerk mehrfach thematisiert worden, da so die vorgeschriebene Quotierung für die einzelnen Häuser nicht erfüllt werden kann. Den Grund dafür sieht Moeller vor allem im Leerstand vieler Zimmer in veralteten Wohnheimen und schlussfolgert: »Wer von außerhalb kommt und schnell eine Unterkunft braucht, hat beim Studentenwerk die Wahl zwischen Warteliste und schlechter Ausstattung.«