In Köln wird es dieses Jahr zwei Veranstaltungen zum Christopher Street Day (CSD) geben. Aus Protest gegen die politische Ausrichtung und die Kommerzialisierung des offiziellen CSD organisiert die schwul-lesbische Kölner Gruppe queergestellt am 28. Juni eine eigene Veranstaltung.
Die Antwort des Kölner Lesben und Schwulentages (KLuST), der den offiziellen CSD veranstaltet, ließ nicht lange auf sich warten. Er sehe in der von queergestellt angekündigten Veranstaltung »keinerlei Konkurrenz zum offiziellen CSD am darauf folgenden Wochenende.« Vielmehr begrüße er jede Aktivität, die »der Öffentlichkeit die Vielfalt der schwul-lesbischen Szene« zeige.
Dass aber gerade dies im Rahmen des KLuST-CSD nicht möglich sei, ist einer der Hauptkritikpunkte von queergestellt. In den letzten zwei Jahren hatte die Gruppe versucht, ihre Kritik innerhalb des CSD anzubringen, war jedoch nach eigener Einschätzung damit gescheitert. Daher, so queergestellt gegenüber der philtrat, bliebe nur die Möglichkeit einer eigenen Veranstaltung. Man wolle nicht erneut im Szene-Einheitsbrei untergehen.
Mit dem Motto »Christopher Street Day - Für eine freie Wahl der Lebensformen« grenzt sich quergestellt bewusst vom KLuST-CSD ab. Die alljährliche Forderung nach der Einführung der Homo-Ehe betreibe die »Disziplinierung und Einbindung des schwul-lesbischen Privatlebens ins Staatswesen« und vernachlässige, dass es unabhängig von Geschlecht, Zahl und Sexualität rechtlich abgesicherte Varianten der unterschiedlichsten Lebensformen geben müsse. Ein Sondergesetz für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften sei sowohl juristisch als auch politisch ein Rückschritt, beurteilt queergestellt die Homo-Ehe.
Weiterhin kritisiert queergestellt die in den letzten Jahren voranschreitende Kommerzialisierung des offiziellen CSD. Beispielsweise könnten aufgrund von überhöhten Preisen kleinere schwul-lesbische Gruppen nicht mehr mit eigenen Wagen an der Parade teilnehmen. Auch begebe sich der CSD immer stärker in die Abhängigkeit von Großsponsoren wie Ford, NetCologne und West. Um dies für die eigene Veranstaltung auszuschließen, verzichtet queergestellt generell auf die Unterstützung durch Sponsoren und wendet sich gegen »Werbung für kommerzielle Zwecke.« Finanziert werden soll die Veranstaltung ausschließlich durch mehrere Partys im Vorfeld des 28. Juni.
Die inhaltliche Ausgestaltung der Demonstration will queergestellt den TeilnehmerInnen überlassen. So besteht unter anderem keine Anmeldepflicht für den Zug, der vom Neumarkt über die Apostelnstraße und den Friesenplatz zum Neptunplatz gehen soll. Als Abschlusskundgebung ist ein »schöner Nachmittag« geplant, den die TeilnehmerInnen selbst gestalten können. Zum »Selber Machen« des CSD ruft queergestellt alle Personen auf, die sich mit ihren Vorstellungen identifizieren. Unerwünscht sind hingegen »staatstragende politische Parteien oder Organisationen, rassistische oder faschistische Menschen und Gruppen.«
Weitere Informationen über queergestellt und ihre CSD-Planungen sind unter www.queergestellt.de zu finden.