Die wahre Geschichte eines homosexuellen thailändischen Volleyballteams, ein dokumentarischer Film über frühe Abschnitte aus van Goghs Leben und die Bilder des kurzen Lebens und Sterbens eines schwerbehindert geborenen Kindes - Aufnahmen, die kaum auf den großen Leinwänden der Multiplexe oder außerhalb von Festivals zu sehen sind. Filme dieser Art und Klasse wie Iron Ladies, Vincent van Gogh - Der Weg nach Courrières oder Mein kleines Kind finden ein Forum im Kino des Kölner Filmhauses, das am 9. April sein fünfjähriges Bestehen feierte.
Das Kölner Filmhaus existiert mittlerweile seit 1981 und stellt inzwischen die größte Initiative von FilmemacherInnen und Filminteressierten in Deutschland dar. Grundlage des Konzepts ist die umfassende Auseinandersetzung mit dem Medium Film, die Entwicklung und Realisation von Filmen und Projekten und das Erlernen des professionellen Umgangs mit allen Aspekten des Filmemachens. Ziel ist es, unabhängige Produktionen zu fördern und neue Akzente zu setzen. Mit dem Umzug des Kölner Filmhauses von den alten Räumen in der Luxemburger Straße in das neue Gebäude im Mediapark ließ sich dann 1998 auch der langgehegte Wunsch nach einem Kino endlich erfüllen. Gut zehn Jahre habe man die Pläne schon im Hinterkopf gehabt, erzählt Joachim Kühn, bis das Kino mit 99 Plätzen eröffnet wurde.
Die Ausrichtung des Kinos war von Anfang an klar - es sollte ein Publikum für Filme schaffen, die sonst in Köln nirgendwo gezeigt werden. Filmreihen zu den unterschiedlichsten Themen wie aktuell dem 11. September oder Österreich, zu RegisseurInnen, Kameraleuten oder auch dem Komponisten György Ligeti, der unter anderem Musik für Kubricks 2001 - A Space Odyssey schrieb, finden sich im Programm des Filmhauses. Nach Möglichkeit zeigt man die Filme in der Originalversion mit oder ohne Untertitel, so wird zum Beispiel mindestens ein Film im Monat in tschechischer Sprache angeboten. Weitere Schwerpunkte in der Gestaltung sind Kurzfilme und Dokumentarfilme nicht nur zu aktuellen Themen wie gerade dem Irak-Krieg. Die Vielfältigkeit des Programms belegt, dass man sicht nicht als zielgruppengerichtet betrachtet: »Wir sind kein reines StudentInnen- oder SeniorInnenkino, sondern wollen so viel unterschiedliches Publikum wie möglich anziehen und eine interessante Durchmischung erreichen, meint Kühn.
Die Werbung dieses Publikums organisieren die MitarbeiterInnen des Kinos in Eigenregie. »Unsere Filme können nicht von multimedialen Werbekampagnen, wie sie Großkonzerne aufziehen, profitieren. Die gesamte Werbung wird von uns organisiert, daher sind wir auch das einzige Kino in Köln, das sein eigenes Programmheft herausgibt, so Kühn. Dass sich ein Programm wie das des Kölner Filmhaus-Kinos für Multiplexe nicht rechnet, hält Kühn für bedauerlich, bei dem Kostenaufwand jedoch für verständlich. Die Finanzierung des Filmhaus-Kinos ist aber gesichert. Subventionen von der öffentlichen Hand gibt es - abgesehen von gelegentlichen Förderungen einzelner Projekte - nicht, ein großer Teil der Einnahmen kommt aus weiteren Nutzungsmöglichkeiten für die Räume. Produktionsfirmen in und um Köln können den Saal tagsüber für die Sichtung der neuesten Muster mieten, Tagungen, Pressevorführungen und Premieren finden dort regelmäßig statt. Das schafft gelegentlich auch neue nützliche Kontakte.
Seit Bestehen des Filmhaus-Kinos hat sich die Zahl der verschiedenen Projekte stetig erweitert. Das Kurzfilmfestival shortcuts und die Feminale sind fester Bestandteil und haben ihre Büros im Kölner Filmhaus. Seit vier Jahren wird das Open-Air-Kino organisiert und verschiedene Projekte werden in Zusammenarbeit mit der Kölner Philharmonie erarbeitet und umgesetzt. Für Veranstaltungen wie die szenische Lesung aus Stupid White Men von Michael Moore mit Gerd Köster und Wilfried Schmickler wird aus dem Kinosaal auch gelegentlich eine Bühne für kulturelle Erlebnisse außerhalb des Mediums Film. So zum Beispiel auch für die Medieninstallation Aufbau West von Jörg Ritzenhoff und Frank Schulte, die im Jubiläumsmonat aufgeführt wird.
Das Programm des Kölner Filmhauses findet sich unter www.koelner-filmhaus.de. Dort können auch Karten reserviert werden.