Dass es in den USA Kräfte gibt, die das seit mehr als vierzig Jahren bestehende Handelsembargo gegen Kuba aufheben wollen, ist nicht neu. Auch nicht, dass es bislang unter anderem den hauptsächlich in Miami lebenden ExilkubanerInnen gelungen ist, dies zu verhindern. Sie hoffen nach wie vor, durch den Sturz von Fidel Castro nach Kuba zurückkehren zu können.
Hinter diesen exilkubanischen Interessen stehe in erster Linie der Konzern Bacardi, lautet die auf den ersten Blick doch eher überraschende These von Hernando Calvo Ospina in seinem Buch Im Zeichen der Fledermaus. Überraschend insofern, da der Name Bacardi in diesem Zusammenhang bislang kaum eine Rolle spielte. Auch ist eher unbekannt, dass es sich bei Bacardi um eine ursprünglich kubanische Firma handelt, die noch vor der Kubanischen Revolution 1959 ihren Firmensitz auf die Bahamas verlegte.
Von den Bahamas aus, schreibt der in Paris lebende Kolumbianer Ospina, arbeite die Führungsspitze von Bacardi mit der »extrem rechten« Cubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung (FNCA) und der CIA zusammen. Ospinas These bleibt jedoch nicht bei der Unterstützung exilkubanischer Kreise durch Bacardi stehen. Er weitet sie auf die Beeinflussung der US-Politik weltweit aus: Zum Beispiel auf die Unterstützung der Contras in Nicaragua und der Unità in Angola. Das Hauptziel von Bacardi, betont Ospina, sei jedoch eindeutig der Sturz Castros und die hiermit verbundene Rückkehr des Konzerns nach Kuba.
Ospina stellt mit seiner These eine weitere der ohnehin zahlreichen Facetten vor, welche Kräfte hinter der US-amerikanischen Embargopolitik gegenüber Kuba stehen könnten. Zwar bedient Im Zeichen der Fledermaus die weitverbreitete Theorie, transnationale Konzerne lenkten generell die Politik von Nationalstaaten. Dennoch ist das Buch durchaus interessant.
Hernando Calvo Ospina: Im Zeichen der Fledermaus. Die Rum-Dynastie Bacardi und der geheime Krieg gegen Cuba, Papyrossa Verlag, Köln 2002, 12 Euro.