Ouvertüre

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»Die gründliche Recherche ist das A und O des Journalismus.« Diesen oder einen ähnlichen Satz findet man in jedem Handbuch für den praktischen Journalismus. Und auch die Aufforderung jeder Meldung nachzugehen ist Allgemeinplatz in der einschlägigen Literatur. Natürlich fühlt sich auch die philtrat diesen beiden Grundpfeilern der Pressetätigkeit verpflichtet. Aber einige Recherchen führen dann doch etwas zu weit.

Beispielsweise, wenn man auf der Jagd nach O-Tönen eine vom Informanten selbst angegebene Telefonnummer wählt und sich am anderen Ende der Leitung nicht die erwartete Zielperson meldet, sondern eine säuselnde Frauenstimme. Deren Tonfall alleine lässt den anrufenden Redakteur schon stutzen. Wenn man dann auch noch auf die mit äußerster Vorsicht gestellte Frage, ob man XY sprechen könne, die Antwort bekommt, besagten Menschen gebe es hier nicht, man könne jedoch liebend gerne mit jeder anderen gerade freien männlichen Stimme verbunden werden, dann bleibt dem jetzt beinahe sprachlosen Redakteur eigentlich nur noch der Versuch, sich möglichst höflich aus dem Gespräch zu verabschieden und andere Wege der Kontaktaufnahme mit dem Materiallieferanten in Erwägung zu ziehen.

Eigentlich aufmunternd ist es hingegen, wenn während einer hektischen Zeitungsproduktion ein Gastautor an uns denkt und mit einer unter konspirativen Umständen recherchierten Meldung versorgt: In Norwegen werde das Klopapier knapp, da sich die LKW-FahrerInnen in einem Streik befänden. Unter normalen Umständen eine Nachricht, die es auf jeden Fall ins Blatt geschafft hätte und doch findet sich in dieser Ausgabe keine Zeile zur Verknappung dieses Grundpfeilers der Zivilisation. Zu unserer Entschuldigung können wir nur vorbringen, dass just in dem Moment, als die Mail auf den Bildschirmen aufflackerte, das Radio unter dem tosenden Jubel der RedakteurInnen vermeldete, dass Olli »Titan« Kahn gepatzt hatte und sich Werder Bremen auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft im Fußball befand.

Auch ohne Sexhotline und Klopapier aus Norwegen wünscht jedenfalls beim Lesen der aktuellen philtrat viel Spaß

die Redaktion