Lediglich die studentischen VertreterInnen stimmten auf der Sitzung der Engeren Fakultät am 10. November gegen die Streichung von sechs Stellen und damit die Auflösung der Indologie. Bei drei Nein-Stimmen, einer Enthaltung und elf Ja-Stimmen wurde damit beschlossen, an der Philosophischen Fakultät vor allem in kleinen Fachbereichen zu streichen. Trotz des Vorwurfs mangelnder Transparenz und zahlreicher kritischer Stimmen aus der restlichen ProfessorInnenschaft blieben deren VertreterInnen in der Engeren Fakultät, dem obersten Entscheidungsgremium auf Fakultätsebene, in der geheimen Abstimmung linientreu.
Professor Dieter B. Kapp, Geschäftsführer des Instituts für Indologie, forderte in der Sitzung der Engeren Fakultät, die Entscheidung nochmals zu überdenken. Die Kölner Indologie habe in den letzten Jahren viele Drittmittel eingeworben, genieße landesweit großes Ansehen und sei derzeit mit der Ausarbeitung des Verbundstudiengangs Indian Economics beschäftigt. Zudem bemängelte Kapp, dass er erst am Abend vor der Fakultätssitzung vom Dekanat über die geplante Schließung seines Instituts unterrichtet worden sei.
Das Dementi des Dekanats, die Streichung der Indologie erst seit der Sitzung der Strukturkommission am Montagabend in Erwägung gezogen zu haben, lässt auch Felix Rau, studentischer Vertreter in Strukturkommission und Engerer Fakultät, nicht gelten: »In der Kommission gab es bereits eine Tischvorlage mit den Kürzungsvorschlägen. Dass es unmöglich war, die betroffenen Institute vor den Mitgliedern der Strukturkommission zu informieren, ist unglaubwürdig. Die VerfechterInnen dieses Streichungsvorschlags möchten wohl eher den Vertrauensbruch unter KollegInnen unter den Teppich kehren.«
Mittlerweile haben Proteste aus einigen Instituten und aus der StudentInnenschaft sowie die bestürzte Reaktion der Universitäten Yale und Berkeley dazu geführt, dass zumindest die Streichung der Indologie-Professur noch einmal überdacht wird. Die Aufrechterhaltung des Indologie-Studiums an der Uni Köln ist also noch nicht besiegelt.
Neben der Indologie mit möglicherweise einer Professur und einer Angestelltenstelle sollen noch weitere Fächer Stellen einbüßen. So verlieren Alte Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte je eine Stelle; die Psychologie und die Mittellateinische Philologie - letztere weit oben auf der Liste weiterer StreichungskandidatInnen - je eine halbe Stelle.
Die Kürzungen sind eine Konsequenz aus der Änderung der Lehrverpflichtungsverordnung, die eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit für einige DozentInnen vorsieht. Nach der Rechnung des Bildungsministeriums soll so die gleiche Arbeit von weniger Personal geleistet werden. Welchen Fachbereichen man zu Leibe rückt, bleibt den Universitäten überlassen.
»Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht«, betont Bernd Manuwald, Dekan der Philosophischen Fakultät. Er halte die von außen erzwungenen Streichungen durchweg für schädlich und könne gerade als Vertreter eines kleinen Faches - der Gräzistik - über die Streichung eines anderen kleinen Faches nicht glücklich sein.
Aber seine KollegInnen planen schon den nächsten Coup: Weitere kleine Fächer könnten durchaus gefährdet sein, gab Prodekan Walter Pape in der Fakultätssitzung vom 10. November zu. Und Manuwalds designierter Nachfolger Hans-Peter Ullmann gilt ohnehin als Fürsprecher von Streichungen in den kleineren Fächern. Vonseiten des Dekanats hieß es, Streichungen bei den größeren Fächern würden deren Handlungsunfähigkeit bedeuten. Zudem müsse so gekürzt werden, dass für weitere Einschnitte, wie der geplanten Kürzung bei Angestelltenstellen noch Streichungspotenzial bliebe. »Statt sich solidarisch gegen die Maßnahmen des Ministeriums zu wenden, das immerhin mit dem Qualitätspakt im Jahre 1999 Planungssicherheit für zehn Jahre zugesagt hatte, schaffen unsere ProfessorInnen im vorauseilenden Gehorsam die Grundlage für weitere Streichungen«, moniert Sebastian Schröder vom SprecherInnenrat der Philosophischen Fakultät. Dabei schiebe man sich gegenseitig den schwarzen Peter zu, wenn es um die Abgabe von Stellen gehe, so Schröder. »Und die Fächer, die einflussreiche VertreterInnen in den Kommissionen haben, sorgen dafür, dass an ihren Instituten alles beim Alten bleibt.«