Mit »let´s fuck« begrüßt Roisin Hanlon (Eva Birthistle) die Zufallsbekanntschaft, den aus Pakistan kommenden Casim Khan (Atta Yacub), in ihrer Wohnung. Die aus Irland stammende Lehrerin unterrichtet an einer katholischen Schule in Glasgow. Casim, der als DJ arbeitet und von einem eigenen Club träumt, ist der ältere Bruder ihrer Schülerin Tahara Khan.
Für Regisseur Ken Loach ist die Beziehung zwischen Roisin und Casim der Ausgangspunkt, um in die Probleme einer pakistanischen Familie im Schottland der Neunzigerjahre vorzudringen.
Nach dem Willen von Casims Eltern steht der Werdegang ihrer drei Kinder bereits fest. Tahara wird in Glasgow Medizin studieren, die älteste Tochter Rukhsana, die das Studium bereits beendet hat, sowie Casim sollen heiraten. Der fest gefügte Plan, versinnbildlicht in dem für Casim gedachten Anbau an das elterliche Haus, gerät ins Wanken, als Roisin in die Familienidylle einbricht, Casim das Elternhaus verlässt und die bereits vereinbarte Hochzeit mit der ihm unbekannten Cousine Jasmine absagt. Auch Tahara widersetzt sich den Vorstellungen ihrer Eltern. Sie will Glasgow verlassen und in Edinburgh Journalistik studieren. Die Familie Khan scheint endgültig auseinander zu brechen, als auch noch die Familie von Rukhsanas Bräutigam die Hochzeit absagt, da die Khans durch Casims gebrochenes Eheversprechen in der pakistanischen Gemeinde Glasgows zur familia non grata geworden sind.
Als wären die Probleme der Familie Khan noch nicht genug, gerät auch Roisin in Schwierigkeiten, und zwar in den Strudel der konservativen Katholischen Kirche. Um weiterhin an der katholischen Schule unterrichten zu dürfen, benötigt sie eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der Kirche. War dies bislang eine reine Formalität, wird ihr die Unterschrift jetzt verweigert. Sie sei eine Sünderin, erklärt ihr der zuständige Pfarrer, da sie sich als verheiratete Frau - Roisin lebt seit Jahren von ihrem Mann getrennt - einen Liebhaber halte. Der Rektor der Schule muss den bereits unterschriebenen Vertrag zurücknehmen, Roisin auf eine konfessionslose Schule wechseln.
Die Beziehung zwischen Roisin und Casim steht in Just A Kiss als Folge dieser Verwicklungen mehrmals kurz vor dem Aus. Als jedoch ganz am Ende des Films der letzte verzweifelte Versuch der Khans scheitert, Casim in den Schoß der Familie zurückzuholen, finden die beiden letztendlich zueinander. Zurück bleibt Casims verzweifelter Vater, der die Scheiben des gerade fertig gestellten Anbaus einschlägt.
Loach hat mit Just A Kiss eine Liebesgeschichte gedreht, die die sozialkritische Linie seiner bisherigen Filme fortsetzt. Die beiden HauptdarstellerInnen runden Just A Kiss hervorragend ab, besonders Eva Birthistle mit ihrer Interpretation der selbstsicheren Roisin.
Just A Kiss, Großbritannien/Italien/Spanien 2004. Regie: Ken Loach. DarstellerInnen: Atta Yaqub, Eva Birthistle u.a. Bereits angelaufen.