Weihnachten 1938, East London, Südafrika: Hendrick Goosen, Kapitän des Trawlers Nerine, zieht aus etwa siebzig Metern Tiefe einen unbekannten, tiefblauen Fisch an Bord. Das Tier ist 1,50 Meter lang, wiegt 52 Kilogramm und sieht völlig anders aus als alle Fische, die Goosen bis dahin gesehen hatte. Zurück im Hafen lässt er die Kuratorin des lokalen Naturkundemuseums, Marjorie Courtenay-Latimer, benachrichtigen. Auch ihr ist der Fisch unbekannt, aber schon beim ersten Anblick fällt ihr die starke Ähnlichkeit mit fossilen Überresten eines längst ausgestorbenen fischähnlichen Wesens auf.
Diese Ähnlichkeit drängt sich auch Dr. James Leonard Brierley Smith auf. Die Untersuchungen des Chemikers und passionierten Fischforschers, der von Courtenay-Latimer über den Fund informiert wurde, machen es zur Gewissheit: Dieser Fisch ist ein lebendes Fossil, ein Quastenflosser. Er galt seit siebzig Millionen Jahren als ausgestorben.
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe und die Weltpresse berichtete auf den Titelseiten. Kein Wunder, hoffte man doch, den lange gesuchten Missing Link gefunden zu haben: Das Wesen, das den Übergang vom Wasser zum Land markierte. Smith widmete sein Leben fortan dem Quastenflosser und suchte nach dem Lebensraum des urzeitlichen Fisches. 1952 wurde er auf den Komoren fündig, einer Inselgruppe im Indischen Ozean nördlich von Madagaskar. In einer dramatischen Aktion wurde das zweite Exemplar per Flugzeug nach Südafrika gebracht.
Bald wurde auf den Komoren ein drittes und viertes Exemplar gefangen, viele weitere folgten. Die Untersuchungen ergaben große Ähnlichkeiten zwischen dem »Dinofisch« und heutigen Amphibien. Andererseits teilt der Quastenflosser auch Gemeinsamkeiten mit den Haien, die zu den primitivsten Fischen zählen. Letztendlich blieben aber kaum Zweifel: Dieses Tier war eng mit dem ersten Fisch verwandt, der aus dem Wasser gekrochen war und begann, an Land zu leben.
Es sollte noch bis 1987 dauern, ehe der Quastenflosser in seinem natürlichen Lebensraum beobachtet und gefilmt werden konnte. 1997 geriet er erneut in die Schlagzeilen, als auch in Indonesien lebende Exemplare gesichtet wurden, 10000 Kilometer von den Komoren entfernt. Dieses Jahr wurden auch an den südafrikanischen Küsten Populationen entdeckt.