Am 7. März hat die Bezirksvertretung Lindenthal mit den Stimmen der SPD und der rechtsextremistischen »Bürgerbewegung Pro Köln« eine Umbenennung des an der Sporthochschule gelegenen Carl-Diem-Wegs abgelehnt. Der Antrag war von den Grünen eingebracht worden, CDU und FDP enthielten sich der Stimme. Nun soll eine ExpertInnenanhörung über das »Leben und Wirken von Carl Diem« durchgeführt werden.
Die Grünen führten in ihrer Begründung eine Rede an, die Carl Diem, später Gründungsrektor der Kölner Sporthochschule, am 18. März 1945 auf dem Berliner Reichssportfeld vor Einheiten der Hitlerjugend und des Volkssturms gehalten hatte. »Wunderbar ist der Tod, wenn der edle Krieger für das Vaterland fällt«, rief Diem den über fünftausend Jugendlichen und Rentnern zu und forderte zu »spartanischer Opferbereitschaft« und zum »siegreichen Endkampf für Führer, Volk und Vaterland« auf. Zu diesem Zeitpunkt waren Köln und große Teile Deutschlands bereits befreit und Berlin von sowjetischen Truppen eingekreist. Zweitausend der von Diem zum Kampf angestachelten Zuhörer fielen, viele davon keine 15 Jahre alt.
»Wer mit einer solchen Rede Kinder in eine bereits verlorene Schlacht schickt, handelt aus heutiger Sicht menschenverachtend; ein solches Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen«, urteilte 1995 der ehemalige Rektor der Kölner Sporthochschule, Joachim Mester in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Dennoch lehnte die Sporthochschule eine Umbenennung des Weges stets ab und steht weiterhin hinter ihrem Gründungsrektor. »Obgleich wegen seiner Aktivitäten im Dritten Reich persönlichen Angriffen ausgesetzt, war er maßgeblich am Wiederaufbau des deutschen Sports nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt«, heißt es in einer erst im letzten Jahr im Auftrag der Sporthochschule erstellten Broschüre. Windelweich ist weiterhin zu lesen: »Umstritten sind Diems Nationalismus und sein Verhältnis zu den politischen Machthabern in vier Perioden deutscher Geschichte.«
Den Überfall auf Frankreich bejubelte Diem als »Sturmlauf durch Frankreich« und urteilte, der Krieg sei »der vornehmste, ursprünglichste Sport«. Mord ist Sport? Öffentlich bereut hat der 1962 gestorbene Diem bis an sein Lebensende nichts.