Liebe, Drogen und haute cuisine - passt das zusammen? Wer daran Zweifel hat, dem sei die Lektüre von Werner Köhlers Roman Cookys wärmstens empfohlen. In seinem Buch schildert der Autor meistens witzig, manchmal traurig aber immer spannend eine Jugend in den Siebzigerjahren.
Cooky alias Gert Krüger ist der Besitzer des Spitzenrestaurants »Cookys«; und einer seiner besten Freunde hat sich gerade das Leben genommen. Mit diesem Anfang wirft das Buch die LeserInnen sozusagen ins kalte Wasser, denn man erfährt weder, wer der Tote war, noch warum er den eilig zusammengetrommelten Trauernden so viel bedeutet hat. Der Todesfall bildet dann auch nur den Rahmen für eine Reihe von Rückblenden in eine Zeit, in der viele Weichen gestellt wurden: Cookys Jugend.
Das Kapitel, das zuerst geöffnet wird, ist datiert auf die Jahre 1970 bis 1972. Es wird erzählt, wie Cooky, der zu dieser Zeit noch Gert heißt, seine erste Drogenerfahrung macht und wie er mit Hilfe seines Freundes Pete die hübsche und intelligente Monika kennenlernt, die aber, wie er letztendlich schmerzlich feststellen muss, eigentlich nicht zu ihm passt. Im Italienurlaub, fernab der in Deutschland allgegenwärtigen Wiener Schnitzel, lernt er den Genuss einer gut zubereiteten Lasagne zu schätzen. Hier werden die Grundsteine gelegt für alles, was folgen soll: die Probleme mit Frauen und die Liebe zur hohen Kunst des Kochens.
In diese Zeit fällt auch die Bekanntschaft mit Tom, der zwölf Jahre später mit einem Strick um den Hals auf einen alten Holzstuhl steigt. Tom ist hyperaktiv, völlig verrückt und ständig auf Drogen. Erst als die Drogen schließlich in eine Katastrophe führen, die nicht nur Tom nachhaltig verändert, findet dieser Abschnitt im Leben von Gert und seinen FreundInnen ein jähes Ende. Was folgt, ist die Geschichte seines Werdegangs als Koch - seines offiziellen Werdegangs, denn Koch ist Gert, der bezeichnenderweise nur noch Cooky genannt wird, schon längst mit Leib und Seele.
Wenn einige Jahre später alle zusammen Toms Sarg zur Beerdigung nach Südfrankreich begleiten, versteht man auch, warum keiner zu Hause bleibt. Warum sie so sind, wie sie sind, woher das Unvermögen kommt, offen miteinander zu reden, und wieso sich diese Generation irgendwie verkorkst findet.
Erfreulicherweise wirkt Werner Köhlers Jugendsprache nur selten bemüht - ein Kunststück, das nicht jedem gelingt. Ansonsten erinnert dieses Buch gern daran, welcher Kunst sich der Autor, der bereits seit vielen Jahren als Koch arbeitet, hauptsächlich verschrieben hat. Wem beim Lesen des Romans das Wasser im Mund zusammenläuft, der findet auf Köhlers Homepage eine vollständige Liste aller in der Handlung erwähnten Gerichte zum selber Nachkochen.
Werner Köhler: Cookys, Kiepenheuer und Witsch, Köln 2004, 9,90 Euro.