»Ich fühlte mich, als hätte ich einen Heiratsantrag von Marilyn Monroe erhalten«. So beschreibt der mexikanische Krimiautor Paco Ignacio Taibo II seine Reaktion auf den Vorschlag von Rebellenführer Subcomandante Marcos, mit ihm gemeinsam einen Kriminalroman zu schreiben.
Auch die beiden Protagonisten des Romans sind ein ungewöhnliches Gespann. Auf der einen Seite Hector Belascoaran Shayne, der alternde, humpelnde und einäugige Detektiv, bekannt schon aus den früheren Romanen Taibos. Ein enttäuschter Idealist, der seine Illusionen gegen eine sanfte Melancholie eingetauscht hat. Auf der anderen Seite der Indio Elias Contreras aus dem lacandonischen Urwald, der sich selbst ganz unbescheiden als »Ermittlungskommission« vorstellt. Ein Volksdetektiv, der seine Fälle mit Hartnäckigkeit, Fantasie und einer gehörigen Portion Bauernschläue löst.
Diese beiden sind nun ausersehen, einen Fall gemeinsam zu lösen. Marcos, der sich selbst als literarische Figur auftreten lässt, erhält ein Dossier aus dem Nachlass des kürzlich verstorbenen Manuel Vazquez Montalban, das die Verwicklungen eines gewissen Morales in schmutzige Geschäfte bezüglich eines Naturschutzgebietes in der ZapatistInnenregion nahe legt. Hector hingegen sieht sich mit der Stimme eines Toten konfrontiert, der während der Siebzigerjahre von der rechten Regierung als linker Oppositioneller umgebracht wurde. Auch hier weisen die Spuren und Hinweise auf besagten Morales, der als Verräter in die linke Opposition der Siebzigerjahre eingeschleust wurde, und angeblich weiter krumme Geschäfte betreibt.
Elias reist nach Mexico-City, um gemeinsam mit Hector die Spur von Morales aufzunehmen. Die Reise und der Aufenthalt des einfachen Indios Elias im Moloch Mexiko-City schlagen immer wieder komische Funken, und gemeinsam klären die Helden ihre Fälle. Es gibt jedoch kein Happy End und nichts wird durch die Aufklärung des Falls besser, da sich die Bedingungen, unter denen das Böse gedeiht, nicht geändert haben.
Dieser Roman ist mit Sicherheit kein Publicity-Gag oder etwa plumpe Propaganda, vielmehr erweist sich Unbequeme Tote als ein unterhaltsamer und spannender Polit-Thriller, der einen finsteren Teil der jüngeren mexikanischen Geschichte beleuchtet. Mit Hilfe des Mediums Kriminalroman erhalten die LeserInnen einen Einblick in die politische und gesellschaftliche Realität Mexikos.
Paco Ignacio Taibo II, Subcomandante Insurgente Marcos: Unbequeme Tote, Verlag Assoziation A, Berlin 2005, 16,90 Euro.