Eine deutsche Karriere

Von Hartmut Schwarz

In der minutiös recherchierten und umfangreich dokumentierten Arbeit Paul Carell. Ribbentrops Pressechef Paul Karl Schmidt vor und nach 1945 beschäftigt sich der Historiker Wigbert Benz mit einer deutschen Karriere während und nach der Naziherrschaft.

Mit nicht einmal 29 Jahren wurde Paul Karl Schmidt 1940 Leiter der Nachrichten- und Presseabteilung des Auswärtigen Amtes und zeitgleich SS-Obersturmbannführer. Benz schildert zunächst die Karriere Schmidts und den Aufstieg des nationalsozialistischen StudentInnenfunktionärs im Auswärtigen Amt. Anschließend widmet er sich dessen propagandistischer Arbeit und macht deutlich, dass Schmidt keinesfalls nur ein Mitläufer war. So schlug Schmidt 1944 anlässlich des geplanten Judenmords in Ungarn und der zu erwartenden schlechten Presse im Ausland vor, Sprengstoff und anderes belastendes Material in jüdischen Gemeindehäusern und Synagogen zu deponieren, um einen Vorwand für die Aktionen liefern zu können.

Nach dem Krieg schrieb der erfahrene Publizist anonym oder unter verschiedenen Pseudonymen Texte für Broschüren der Adenauer-Regierung. Im Spiegel, in der Zeit oder der Springer-Zeitschrift Kristall konnte er sich über die Ursachen der Weltkriege, den Reichstagsbrand oder die Verteidigungsbereitschaft der Bundeswehr ergehen.

Bekannt wurde Schmidt allerdings als Autor mehrerer Bestseller über den Kampf der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. In diesen Büchern, bis heute gedruckt und gelesen, begründet er maßgeblich den Mythos der ehrenhaften, kameradschaftlichen und sauberen Wehrmacht, der bis heute nachwirkt und ein konstituierendes Element vieler neonazistischer Gruppierungen darstellt.

Diese Studie ist laut Benz kein Psychogramm, der Autor lässt biografische Details außen vor. Vielmehr werden die Stationen einer deutschen Karriere, die in ihrer Stringenz und Konsequenz beispielhaft wirkt, wissenschaftlich fundiert dargestellt.

Wigbert Benz: Paul Carell. Ribbentrops Pressechef Paul Karl Schmidt vor und nach 1945, Wissenschaftlicher Verlag, Berlin 2005, 16,80 Euro.