Mehrere Banken bieten mittlerweile Kredite speziell für Studierende an, mit denen sie Studiengebühren und Lebenshaltungskosten finanzieren sollen. Die Konditionen sind sehr unterschiedlich.
»Nach dem Studium blank, dank NRW.Bank«, war kurze Zeit auf einem Schiff zu lesen, das Anfang Juni im Hafen des westfälischen Münster vor Anker lag. Zirka zwei Dutzend Studierende hatten den schwimmenden Werbeträger der NRW-Bank geentert, um mit Transparenten darauf aufmerksam zu machen, dass diese seit dem ersten Juni ein Studiendarlehen anbietet. Sie werfen der Bank vor, an den Studiengebühren verdienen zu wollen.
»Die Diskussion um das Darlehen der NRW-Bank ist so nicht richtig«, sagt die Sprecherin der Bank Claudia Grönefeld. Als Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen bekomme die Institution nur öffentlich-rechtliche Aufträge und mache keinen Gewinn. Wenn Studierende das Studienbeitragsdarlehen der NRW-Bank in Anspruch nehmen, zahlt die Bank jedes Semester fünfhundert Euro direkt an ihre jeweilige Hochschule. Lebenshaltungskosten sind im Darlehen nicht vorgesehen. Wer sein Darlehen vor Ende des Studiums kündigen will, muss aufpassen: Zwei Wochen Zeit bleiben in diesem Fall noch, um die gesamte bisher geliehene Summe zurück zu zahlen.
Bis zu 10000 Euro Schulden dürfen studentische KundInnen machen. Bei BAföG-EmpfängerInnen kann diese Summe zusammen mit dem BAföG nicht überschritten werden. Sollten sich dadurch schon 9000 Euro Schulden angehäuft haben, zu denen noch 5000 Euro Schulden vom Darlehen kommen, müssen von letzterem nur 1000 Euro zurückgezahlt werden. Zwei Jahre nach Studienende sollen SchuldnerInnen mit der Rückzahlung beginnen. Der Zinssatz liegt bis Juni 2008 bei höchstens 5,9 Prozent. Sollte jemand nicht in der Lage sein, seine Schulden zurück zu zahlen, tritt ein Ausfallfonds des Landes in Kraft. Fast ein Viertel der Studiengebühren in NRW, 23 Prozent, fließen in diesen Fonds, um das Risiko für die vom Land beauftragte Bank so klein wie möglich zu halten.
Die Förderbank der Bankengruppe Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet seit Anfang des Sommersemesters 2006 einen Studienkredit an, der auch die Lebenshaltungskosten berücksichtigt. Bis zu 650 Euro im Monat für höchstens 14 Semester können Studierende bekommen. Das ergäbe eine Höchstverschuldung von 54600 Euro. Nach spätestens 25 Jahren muss der Kredit inklusive Zinsen zurückgezahlt sein. Der Zinssatz von aktuell 5,1 Prozent kann je nach Marktlage auf bis zu 8,38 Prozent steigen. »Wir wollen nicht besonders großzügig sein«, sagt die Sprecherin der KfW Christine Volk. »Es muss ja nicht jeder 650 Euro Kredit aufnehmen.«
Auf einem Plakat der KfW sitzt ein junger Mann mit einem Essenstablett in der Mensa, der Teller wird eingerahmt von zwei silbernen Kerzenständern mit brennenden Kerzen. »Studentenfutter für alle« steht darunter. Der Höchstsatz von 650 Euro im Monat garantiert jedoch kein mondänes Leben. Aus der 17. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) geht hervor, dass Studierende im Jahr 2003 allein für Wohnkosten bis zu 325 Euro monatlich aufbringen mussten. »Die Lebenshaltungskosten steigen«, sagt der Sprecher des DSW Stefan Grob. »Wir sehen Studienkredite sehr kritisch. Sie können nur in bestimmten Studienphasen sinnvoll sein, zum Beispiel in der Examensphase.«
Von der Deutschen Bank gibt es bereits seit Wintersemester 2005/2006 einen Kredit für Studierende. Über einen Zeitraum von 18 bis 60 Monaten bekommen sie monatlich bis zu 800 Euro ausgezahlt. Hinzu kommen Zinsen zwischen 5,9 und 9,9 Prozent. Eine weitere Bank, die mit Studienkrediten ihre Zielgruppe vergrößern will, ist die Dresdner Bank. Sie bietet interessierten Studierenden bis zu 3600 Euro im Semester, die spätestens nach 15 Jahren mit Zinsen zwischen 7,22 und 9,37 Prozent zurückgezahlt werden müssen. Wer eine besonders gute Examensnote vorweisen kann, bekommt Sonderkonditionen.
Regional beschränkte Kredite von der Deutschen Kreditbank und lokalen Banken wie der Sparkasse Herford ergänzen die landes- und bundesweiten Angebote. »Studienkredite können eine staatliche Studienfinanzierung nicht ersetzen«, sagt der Sprecher des Freien Zusammenschlusses von StudentInnenschaften Christian Berg. »Wir lehnen sie grundsätzlich ab. Studienkredite werden als sozial verträglich verkauft, sind es aber nicht.«