Freiheit und ihre Auslegung

In Good Night, and Good Luck führt George Clooney in die McCarthy-Ära. Von Nicola Milani

Während des Irakkrieges hörte man in den amerikanischen Medien kaum kritische Stimmen. Menschen, die andere Meinungen vertraten, wurden schnell als unpatriotische VerräterInnen angefeindet. So manch einer mag da vielleicht dasselbe gedacht haben, was knapp fünfzig Jahre zuvor schon der Reporter Edward Murrow ausgesprochen hatte: »Wir können nicht im Ausland die Freiheit verteidigen, indem wir sie zu Hause im Stich lassen.«

Edward Murrow (David Strathairn) ist die zentrale Figur in George Clooneys dritter Regiearbeit Good Night, and Good Luck. Der Fernsehjournalist und ehemalige Kriegsreporter hört 1953 vom Schicksal des US-Lieutenants Milo Radulovich, der unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde, weil man ihn als Sicherheitsrisiko eingestuft hatte. In der heißen Phase des Kalten Krieges galt oftmals die Devise »Schuldig bis zum Beweis der Unschuld«, und so wurde auch Radulovich ohne ein Verfahren für schuldig befunden, Kommunist zu sein.

Murrow berichtet darüber in seiner Sendung See It Now auf CBS und sieht sich fortan im Visier von Senator Joseph McCarthy und dem HUAC, dem House Un-American Activities Committee. Doch davon lässt er sich nicht einschüchtern. Zusammen mit seinem Produzenten Fred Friendly (George Clooney) geht Murrow in die Offensive. In seiner Sendung werden Aussagen und Anschuldigungen des Senators genauestens untersucht, hinterfragt und widerlegt. Diese Arbeit führt letztendlich dazu, dass der Senat sich eingehend mit McCarthy auseinandersetzt und ihm das Misstrauen ausspricht.

Good Night, and Good Luck ist trotz seiner Starbesetzung kein Blockbuster. Der Film beruht auf Tatsachen und bemüht sich um eine realistische Darstellung der damaligen Ereignisse, ohne Effekthascherei und Überdramatisierung, was seinen Unterhaltungswert jedoch nicht mindert. Er stimmt die ZuschauerInnen nachdenklich und macht ihnen die Wichtigkeit der freien Meinungsäußerung und der unvoreingenommenen journalistischen Arbeit bewusst. Clooney nutzt die McCarthy-Ära geschickt als Metapher für den Umgang der Bush-Regierung mit KritikerInnen.

Good Night, and Good Luck, USA 2005. Regie: George Clooney. DarstellerInnen: David Strathairn, Robert Downey Jr., Patricia Clarkson, Jeff Daniels, u.a. Kinostart: 6. April.