Barbara Manthe studiert Geschichte im zehnten Semester und hat sich an den Forschungen über die Entziehung der Doktorwürde beteiligt. Für die philtrat sprach Julia Groth mit ihr über ihre Arbeit im Geschichtsseminar und die Ergebnisse.
Worin bestand die Arbeit der StudentInnen für das Projekt?
Während des Seminars haben wir zusammen viele Akten gesichtet, zumeist aus dem Universitätsarchiv. Einzelne Leute haben sich dann mit bestimmten Themen genauer befasst und darüber Referate gehalten. Nach dem Seminar haben verschiedene Leute, darunter auch ich, Hausarbeiten zu verwandten Themen sowie Beiträge für die Publikation Doktorgrad entzogen! geschrieben.
Bist du zufrieden mit den Möglichkeiten zur eigenen Forschungstätigkeit, die den StudentInnen im Seminar geboten wurden?
Ja, damit war ich sehr zufrieden. Ich muss aber auch sagen, dass es für mich ein relativ einmaliges Seminar war. Das ist nicht repräsentativ für mein Studium. Ich fand es sehr gut, ich war positiv überrascht, wie sehr wir eingebunden wurden, dass uns nichts vorgesetzt wurde, sondern wir auch mitdiskutieren konnten, welche Richtung diese Forschung nehmen soll, und dass uns auch wirklich alles zur Verfügung gestellt wurde.
War der Festakt deiner Meinung nach ausreichend, um das von der Universität zugefügte Unrecht wieder gut zu machen?
Ich fand sehr gut, dass es überhaupt passiert ist, aber es ist eindeutig viel zu spät gekommen. Alle Betroffenen sind schon tot. Aber es war natürlich für die Angehörigen und andere, überlebende Verfolgte ein wichtiges Zeichen, dass überhaupt irgendwas passiert, auch wenn es nur symbolisch war. Ich fand es auch gut, dass alle rehabilitiert wurden und die Universität nicht eine Auswahl getroffen hat, wer jetzt wieder würdig ist und seinen Doktorgrad zurückbekommt und wer nicht.
Wurde nach 1945 überhaupt an der Universität Köln zu den Entziehungen der Doktorgrade im Nationalsozialismus geforscht?
Teilweise wurde das gar nicht erforscht, an manchen Fakultäten waren wir die Ersten, die sich das überhaupt nochmal angeguckt haben. Eine Fakultät hat schon in den Fünfziger- oder Sechzigerjahren die politisch Verfolgten rehabilitiert, aber ansonsten gab es nie eine Gesamtrehabilitation durch die Universität und es hat auch niemanden wirklich interessiert.
Bist du mit den Ergebnissen des Projekts zufrieden oder hätte man an einigen Stellen noch weiterforschen sollen?
Es hätte sicher noch Möglichkeiten gegeben, weiterzuforschen, was natürlich auch viel mehr Aufwand gewesen wäre. Die Liste ist meiner Meinung nach auch sehr unvollständig, aber im Rahmen dessen, was innerhalb des Seminars möglich gewesen ist, ist sehr viel herausgekommen. Wenn man bedenkt, dass im Nachhinein noch die Publikation und die Ausstellung entstanden sind, denke ich, dass die Ergebnisse sehr zufrieden stellend sind.