Nach 17 Jahren kehrt der Kriegsfotograf und Pulitzer-Preisträger Paul Prior desillusioniert nach Neuseeland zurück. In seinem Heimatdorf mitten in der Einöde nimmt er einen Job als Aushilfslehrer an und lernt Celia kennen. Die 16-jährige Schülerin will unbedingt als Schriftstellerin nach Europa gehen und so der spießigen Enge der Kleinstadt entkommen. Zwischen Paul und Celia entwickelt sich eine ungewöhnliche Beziehung, die von den anderen DorfbewohnerInnen misstrauisch beobachtet wird. Als Celia plötzlich spurlos verschwindet, beginnt für Paul ein regelrechter Horrortrip. Er gerät ins Visier der Polizei und wird im Dorf als Kindermörder abgestempelt.
Den eigentlichen Alptraum erlebt Paul in Brad McGanns Als das Meer verschwand allerdings weniger durch die Anfeindungen von außen. Als er die Hütte seines kurz zuvor verstorbenen Vaters aufräumt, wird er mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert. Unter den zahllosen Artikeln, die sein Vater in all den Jahren über ihn gesammelt hat, findet Paul die alte Aufnahme eines Babys, das von seiner Jugendliebe Jackie gestreichelt wird. Auf der Rückseite sind das Datum und der Name des Kindes festgehalten: Celia. Paul will natürlich herausfinden, ob Celia seine Tochter ist. Zudem sucht er nach wie vor eine Erklärung für den rätselhaften Tod seiner Mutter vor 17 Jahren. Bei seinen Nachforschungen stößt Paul jedoch auf eisiges Schweigen. Weder Jackie noch sein Bruder Andrew wollen mit ihm über die Vergangenheit reden.
Häppchenweise verbindet der Regisseur Pauls vergebliche Recherchen über die Vergangenheit mit der Suche nach der verschwundenen Celia in der Gegenwart. Er baut damit einen Spannungsbogen auf, den er durch irreführende Fährten auf beiden Ebenen immer wieder auf die Spitze treibt. Ergänzt wird die verwirrende Geschichte durch düstere Aufnahmen der kargen Landschaft Neuseelands. McGann unterstreicht so hervorragend die ohnehin trostlose Atmosphäre seines Films. Als das Meer verschwand ist ein großartiger Thriller, der die ZuschauerInnen bis zur letzten Sekunde in Atem hält.
Als das Meer verschwand. Neuseeland 2004. Regie: Brad McGann. DarstellerInnen: Matthew MacFadyen, Emily Barclay u.a. Bereits angelaufen.