Mikado

Von Christina Rietz

Ein bekanntes Szenario: Die Ehefrau wird entführt, man bezahlt ein Lösegeld und bekommt sie nach ein paar Tagen wieder. Was aber, wenn einem die Zurückgebrachte fremd ist und sie trotzdem darauf beharrt, die Gemahlin zu sein? Diesen und andere rätselhafte Einbrüche ins Alltagsleben behandelt Botho Strauß in seinem neuen Buch Mikado (Hanser Verlag). Ungewohnt menschenfreundlich geht es in den meisten der 41 Erzählungen zu. Wegen der Kürze der Geschichten bleibt die Charakterzeichnung jedoch oft oberflächlich und Strauß wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Die Gedanken des Charakters Cystobal könnten als Motto für dieses verstörend lässige Buch dienen: »Man schreibt sich nichts von der Seele, man schreibt es immer tiefer in sie hinein.«