Im Juni 2002 hatte der Spiegel wieder einmal einen reißerischen Aufmacher gefunden. Auf der Titelseite des Hamburger Magazins war unter der Überschrift »Ansturm der Migranten: Europa macht dicht« ein hoffnungslos überfülltes Flüchtlingsboot mit zerlumpt gekleideten Menschen zu sehen. Für den Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge symbolisiert dieses Bild die Berichterstattung der Massenmedien über illegalisierte Einwanderung. Das Thema sei »meist verbunden mit Horrorszenarien im Hinblick auf eine Invasion der hungernden Massen Afrikas und die Grenzöffnung nach der EU-Osterweiterung.« Das Buch Massenmedien, Migration und Integration, herausgegeben von Butterwegge und der Fuldaer Politikwissenschaftlerin Gudrun Hentges, beschäftigt sich jedoch nicht nur mit der Berichterstattung im Spiegel. Der Sammelband gibt vielmehr aus unterschiedlichen Blickwinkeln einen umfassenden Überblick über den Migrationsdiskurs in den Medien. So greift beispielsweise Alexander Häusler die Publikationen der extremen Rechten auf. Eine besondere Bedeutung misst Häusler hierbei der Jungen Freiheit bei. Gerade dieser Zeitung gelingt seiner Ansicht nach bei den Themen Zuwanderung und Multikulturalismus immer wieder der fließende Übergang zur Haltung des nationalkonservativen Flügels der CDU/CSU um den ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) und den CSU-Chef Edmund Stoiber. Martin Wengeler weist in seinem Beitrag über die historische Kontinuität der Berichterstattung zur Einwanderung nach, dass viele aktuelle Argumente, wie etwa das Erreichen der Belastungsgrenze des Nationalstaats, bereits in den Sechziger- und Siebzigerjahren in den bürgerlichen Medien zu finden waren. Sebastian Trautmann beschäftigt sich hingegen mit dem Wandel der Diskussion nach dem 11. September 2001. Die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon hätten dazu geführt, dass die Themen Terrorismus und Islamismus stärker betont würden. Hierdurch habe wiederum die Debatte um das Thema Innere Sicherheit eine neue Dimension erreicht. Massenmedien, Migration und Integration ist ein interessantes Buch über die weitgehend negative Berichterstattung zum Thema in den bürgerlichen Medien. Zudem wird deutlich, dass die extreme Rechte die Diskussionen in der Mitte der Gesellschaft in der Regel problemlos aufgreifen kann. Für KölnerInnen ist das Buch besonders interessant, da die Zitate häufig aus dem Express und dem Kölner Stadt-Anzeiger stammen. Außerdem werden immer wieder lokale Beispiele, wie etwa die »Parallelwelt« Keupstraße oder der »Fall Metin Kaplan«, angeführt.