Modelle von Kampfflugzeugen und Panzern sind für viele Menschen kein geeignetes Material für den Unterricht an Schulen oder Universitäten. Heinrich Walle, Lehrbeauftragter für die Didaktik der Geschichte an der Kölner Erziehungswissenschaftlichen Fakultät (EWF), sieht das laut einiger Studierender etwas anders. Er habe in seinen Seminaren dazu aufgefordert, Kriegswaffen als Modelle nachzubauen, heißt es von Seiten des Basisdemokratischen Ausschusses der Vollversammlung (BAVV), der Studierendenvertretung an der EWF. Er soll Kriegsverherrlicher sein und in seinen Beiträgen zum populärwissenschaftlichen Magazin Militär & Geschichte eine »faschistoide Ästhetik« pflegen, so die KritikerInnen. Dass Walles Habilitationsverfahren seit kurzem auf Eis liegt, sehen die Studierenden als Bestätigung ihrer Vorwürfe.
»In dem teilweise linken und pazifistischen Milieu an der EWF stellt ein Militärhistoriker natürlich eine Herausforderung dar«, räumt der Dekan der EWF, Klaus Künzel, ein. Das Habilitationsverfahren pausiere jedoch nicht wegen der aktuellen Anschuldigungen. In wenigen Wochen wird im Zuge einer Umstrukturierung der Lehramtsfächer die Didaktik der Geschichte mit dem Fach Geschichte an der Philosophischen Fakultät zusammengelegt. Für Habilitierungen in diesem Fach sei deshalb bald deren Dekan Hans-Peter Ullmann zuständig, so Künzel. Man wolle das Verfahren so kurz vorher nicht noch selbst abschließen, weil es für solche Fälle eine entsprechende Vereinbarung gebe.
Ein vorgeschobenes Argument, findet BAVV-Mitarbeiterin Silke Kargl. »Unser Druck hat sehr dazu beigetragen, das Verfahren zu unterbrechen.« Die Studierenden hätten gehofft, dass Künzel eine klare politische Stellungnahme zur Person Walles abgibt. »Jetzt erwarten wir von ihm nicht mehr besonders viel«, sagt Kargl. Unterdessen suchen die Studierenden nach weiteren Belegen für Walles angeblich kriegsverherrlichende Einstellung. Eines ihrer Argumente ist, dass seine Artikel für die Zeitschrift Militär & Geschichte im gleichen Verlag erscheinen wie das umstrittene Wochenmagazin Der Landser. Im Landser werden Augenzeugenberichte deutscher Soldaten über Kämpfe im Zweiten Weltkrieg in Romanform abgedruckt. Obwohl den Produzenten schon häufig Kriegsverherrlichung und das Verbreiten nationalsozialistischer Propaganda vorgeworfen wurde, ist bisher keine Ausgabe indiziert oder verboten worden.
»Das ist alles gnadenlose Diffamierung«, sagt Walle zu den Anschuldigungen. »Ich bin kein Kriegsverherrlicher. Ich bin absoluter Demokrat und habe keine Verbindungen zu rechten Organisationen.« Seit vier Jahren gibt der Lehrbeauftragte ehrenamtlich jedes Semester ein Proseminar, im laufenden Semester zum Thema Widerstand während des NS-Regimes. Seine Artikel in Militär & Geschichte seien bewusst verdreht worden. »Gefallen lasse ich mir das nicht«, sagt er. Er denke darüber nach, einen BAVV-Mitarbeiter, der ihn auf einer öffentlichen Mailingliste als Militarismus-Verherrlicher bezeichnete, anzuzeigen. Den Antrag auf Habilitierung werde er auf keinen Fall zurückziehen. Und die angeblichen Modelle von Kriegswaffen im Seminar? Die seien in Wirklichkeit Modelle ziviler Zeppeline gewesen: »Das hat mit Krieg gar nichts zu tun.«